Wölfersheim Live unplugged

Bereits im Februar begann der Vorverkauf zur 2. Ausgabe der unplugged Version von Wölfersheim Live. Keine Veranstaltung für kurzentschlossene, den auch die Karten für ein extra auf die Beine gestelltes Zusatzkonzert waren bereits im Sommer ausverkauft. Wer sich frühzeitig um seine Karten gekümmert hatte wurde mit einem abwechslungsreichen und unterhaltsamen Abend belohnt. So sieht man das Melbacher Dorfgemeinschaftshaus selten. Bernd Heinisch, der Vater des Erfolgs, seine helfende Hand Katrin Stöhr und das Team hatten tagelang die perfekte Clubatmosphäre eingehaucht, damit alles so locker über die Bühne gehen konnte.
19.09.19 / Gemeinde Wölfersheim

So gesprächig und teilweise auch ungewollt zweideutig wie diesmal hatte man Heinisch noch nicht auf der Bühne erlebt. Mit einem Beatles-Medley begann der Abend und immer mehr musikalische Weggefährten gesellten sich auf die Bühne. Israel Kamakawiwos „Over The Rainbow“ interpretierte Patrick Eulenkamp stilecht begleitet von einer Ukulele. Erstmals auf der Wölfersheim Live Bühne stand Juliane Weinelt, die gemeinsam mit Renate Gantz-Bopp „Raindrops Keep Falling On My Head“ sang. Ebenfalls zum ersten Mal auf der Live-Bühne stand Sebastian Göbel. Unter feinem Zwirn verbarg sich Brechts »Mack the knife« derart swingend, dass das Publikum aus dem Häuschen geriet.Dass er nicht nur schreiben, sondern auch super singen kann, wurde WZ-Redakteur Jürgen Wagner nach seinem Wölfersheim-Debüt attestiert. In seinem ersten Leben zum Klarinettenbauer ausgebildet, sang der Gitarrist in der deutschen Version von Bob Dylan’s Titelsong zum Film »Wonderboys« einem orientierungslosen Schriftsteller aus der Seele und verlagerte die Szenerie an den Wölfersheimer See.

Ganz in der Nähe ist das Lehrerkollegium der Singbergschule zuhause. Schulleiter Thomas Gerlach hatte aus dessen Reihen die Musicalband mitgebracht, um mit Billy Joels »Piano Man«, Carly Simon und Silly den Saal zu rocken. Heinz Wasserheß am Piano, Bardo Langsdorf am Akkordeon, Thomas Gerlach mit Gitarre und einer „rauchigen“ Querflöte, die stimmgewaltige Christina Dern, Gitarrist Thomas Küchenmeister, Jörg Karl am Bass, Johannes Wild an Schlagzeug und auf Cajon und Sängerin Nadine Gabriel stellten die musischen Fähigkeiten der Singbergschule unter Beweis.

Die höchsten Wogen erzeugte gleichwohl ein 22-jähriger Wölfersheimer Medizinstudent und Deutscher Meister im Kickboxen: Kai Knöpp war in seine unglaubliche Version von John Butlers »Ocean« derart vertieft, dass er den Jubel rundum kaum wahrzunehmen schien. »Das ist Gitarrenspiel auf höchstem Niveau«, konnte Bernd Heinisch kaum fassen, welch atemberaubendes Fingerpicking auf der 12-saitigen Gitarre sein ehemaliger Schüler mittlerweile bringt.

Eine furiose Jagd über 88 Tasten lieferten sich »Tom & Gerry« alias Gerald Reutzel und Thomas Bailly am Flügel, bis es mit Beethoven, Perkins und Presley rock’n’rollte. Elvis war auch das Thema, das sich Liedermacher Martin Schnur für seine neueste Komposition mitten aus der Werrarraa vorgenommen hat. Hier ist auch das umjubelte »Schiegebiet« des Wetterauer Originals angesiedelt, das an diesem Abend überdies zahlreichen Songs seine Gitarren- oder Mundharmonikaklänge lieh.

Zur allzeit bereiten Band gehörte mit Schlagzeuger Gernot Hopp ein Mann der ersten Live-Stunde, außerdem Kai Knöpp, Thorsten Mossmann (alle Gitarre), Michael Bauer (Bass), Achim Jankowski (Saxophon), Andi Weinelt (Trompete) und Ralf Kraus (Posaune), wobei die beiden Blechbläser auch als Stimmungssänger angenehm auffielen.

Gleich zu Beginn hatte Karl-Ernst »Pucki« Pulkert die Stadt gerockt und Stefan Bodem Johnny Cash gesungen. Strahlend entlockte Gerry Reutzel seinem Stimmapparat, Konzertflügel oder Akkordeon jedwede musikalische Wendung, und die Brücke von Gospel über Soul bis Jazz schlugen Renate Gantz-Bopp und Bettina Skottke mal als Solistinnen, mal im Background. In eindrucksvollen Klangschattierungen erhoben Katrin Zerb (»My girl«), Anja Knoll (»Hungriges Herz«) und Giuliana Pileggi (»Dynamite«) ihre Stimmen. Gerne ließ sich das Publikum zum Singen mitreißen, genoss die heiße Musik und coole Atmosphäre, und ganz nebenbei auch Getränke und Häppchen.