Wölfersheim ist Klima-Kommune

Die Gemeinde Wölfersheim ist seit einigen Jahren Vorreiter in Sachen Klimaschutz. Nach einem einstimmigen Beschluss der Gemeindevertretung ist die Gemeinde seit einigen Tagen Mitglied im Bündnis „Hessen aktiv: Die Klima-Kommunen“ und will damit ihre Bestrebungen weiter voranbringen. Mit dem Beitritt wurde von Klimaschutzmanager Markus Michel ein umfassender Aktionsplan ausgearbeitet, in dem man auf bisherige Maßnahmen zurückblickt und einen Ausblick auf geplante Maßnahmen und Projekte gewährt.
29.10.21 / Gemeinde Wölfersheim

Im Jahr 2012 wurde interkommunal für die Kommunen Hungen, Schotten und Wölfersheim ein integriertes Klimaschutzkonzept aufgestellt. Doch bereits zuvor war die Gemeinde aktiv. Seit 2008 erfolgt ein Energiemanagement für alle gemeindeeigenen Liegenschaften. 2015 wurde Klimaschutzmanager Markus Michel eingestellt. Alleine in den letzten Jahren konnten zahlreiche Modernisierungsmaßnahmen umgesetzt werden, und bei Neubauprojekten wurde ein großer Fokus auf den Energieverbrauch gelegt. Die Bandbreite reicht vom Austausch von Fenstern in der Wetterauhalle bis hin zur Sanierung der Lüftungszentrale der Wohnbacher Turn- und Sporthalle und der energetischen Sanierung von Wohnimmobilien der Gemeinde.

Auch im Bereich der erneuerbaren Energien ist in den vergangenen Jahren viel passiert. Prominentestes Beispiel ist sicher der Solarpark, der gemeinsam mit der OVAG betrieben wird. Die Gemeinde Wölfersheim betreibt auch acht eigene Dach- und Fassaden PV Anlagen mit einer Leistung von knapp 140 kWp. Darüber hinaus verpachtet die Gemeinde vier Dachflächen an einen Energieversorger für PV-Anlagen mit einer Leistung 211 kWp. „Aber nicht nur mit den Photovoltaikanlagen wird Strom erzeugt, mit sogenannten Kraftwärmekopplungsanlagen wird ebenfalls klimaschonender Strom generiert,“ berichtet Klimaschutzmanager Michel. Kraft-Wärme-Kopplung steht für eine besonders effiziente Energieerzeugung, da Wärme und Strom zusammen und am Ort des Verbrauchs erzeugt werden. Sie gilt als Schlüsseltechnologie auf dem Weg zu einer dezentralen Energieversorgung. Die Gemeinde Wölfersheim betreibt ein eigenes Nahwärmenetz im Ortsteil Wölfersheim. An das Nahwärmenetz angeschlossen sind die Wetterauhalle und das angrenzende Hotel, der Kindergarten Löwenzahn, ein Wohnhaus (20 Wohneinheiten) und das Rathaus. Die Wärmeversorgung wird durch eine Kraftwärmekopplungsanlage mit einer elektrischen Leistung von 20 kW und einem Spitzenlastgaskessel sichergestellt. In der Turn- und Sporthalle Wohnbach betreibt die Gemeinde eine solche Anlage mit einer elektrischen Leistung von 7,5 kW. Im Rahmen der Erweiterung der Kinderstube am Weißen Turm möchte man auch dort eine Kraftwärmekopplungsanlage errichten. Etwas kleiner ist die gasbetriebene Brennstoffzelle in der Gießener Straße 10, die von der Oberhessen-Gas betrieben wird und eine Leistung von 1,5 kW hat.

Auch im Bereich Mobilität möchte man mit gutem Beispiel vorangehen. Die Bandbreite reicht hierbei von der Anschaffung von E-Bikes als Dienstfahrräder für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis hin zur Schaffung von neuen Abstellanlagen für Fahrräder.

Im Konzept findet man einen umfassenden Rückblick auf die verschiedensten Maßnahmen, die auch im Bereich der Klimaanpassung zu finden sind. Dazu zählen neben Renaturierungsmaßnahmen und Projekten zur Biodiversität wie „10.000 Bäume für 10.000 Wölfersheimer“ oder „Wölfersheim blüht auf“ auch der Bereich Klimabildung.

In einer CO2-Startbilanz werden der Energieverbrauch für Strom und Wärme und der daraus resultierende CO2 Ausstoß für alle Gebäude der Gemeinde aufgegliedert. Sie ist mitunter eine der Grundlagen für eine Liste von Maßnahmen, die auf einzelnen Maßnahmenblättern vorgestellt werden. Die Startbilanz ist die Grundlage für das Engagement der Gemeinde im Rahmen des Bündnis „Hessen aktiv: Die Klima-Kommunen“. Gemeinsames Ziel der Städte, Gemeinden und Landkreise ist es, den Energieverbrauch und die Treibhausemission zu reduzieren und sich an verändernde klimatische Bedingungen anzupassen. „Mit der Unterzeichnung der Charta verpflichten wir uns, die Treibhausemission nachhaltig zu reduzieren“, sagt Bürgermeister Eike See. Dazu sollen die beteiligten Kommunen Aktionspläne zu Klimaschutz und Klimawandelanpassung vor Ort auflegen und darstellen, wie sie ihre Ziele erreichen. Mittlerweile gehören dem Bündnis mehr als 300 Kommunen hessenweit an, darunter auch einige Landkreise. „Das Besondere an dem Projekt ist auch, dass wir von den Maßnahmen anderer Kommunen lernen können. Nicht jeder muss das Rad neu erfinden. Manchmal ist es gut, auf die Erfahrungen anderer zu bauen und sich die Ergebnisse aus deren Projekten zunutze zu machen,“ berichtet Klimaschutzmanager Michel.

Ein weiteres Argument für den Beitritt zu dem Bündnis seien die erhöhten Fördersätze bei Projekten im Rahmen der Richtlinie des Landes Hessen zur Förderung von kommunalen Klimaschutzprojekten und Anpassungsprojekten sowie von kommunalen Informationsinitiativen. „Davon kann auch Wölfersheim profitieren und an die 90% Förderung für förderfähige Projekte erhalten“, betont Bürgermeister See.

Die Mitglieder des Bündnisses organisieren sich in regionalen Foren und treffen sich regelmäßig. Es werden landesweite Fach- und Fortbildungsveranstaltungen angeboten, die eine Vertiefung eines relevanten Themas ermöglichen. Die regelmäßigen Jahrestreffen werden durch Vorträge und alle zwei Jahre auch durch einen Wettbewerb erweitert. Damit werden auch gezielt nicht-aktive Bündniskommunen angesprochen. Weiterhin gibt es auch Formate für kommunale Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger mit für sie relevanten Schwerpunkten. Vorkonzipierte Maßnahmen können ohne viel Aufwand von den Kommunen übernommen und umgesetzt werden. Somit wird ein schnelles Handeln zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel in den Kommunen möglich. Diese Maßnahmen werden möglichst auch mit finanzieller Förderung angeboten. „Der Beitritt zum Bündnis bringt zahlreiche Vorteile, mit denen wir in Sachen Klimaschutz etwas bewegen können. Durch die finanziellen Förderungen profitieren unterm Strich neben der Umwelt auch alle Bürgerinnen und Bürger,“ schließt See ab.