Willkommen in Wölfersheim
Keiner setzt sich leichtfertig nachts in ein marodes Boot, wissend, dass der Tod droht. Niemand setzt alles aufs Spiel, lässt alles zurück – Heimat, Besitz, Familienangehörige– und das alles nur in der Hoffnung auf den Bezug von Sozialleistungen. Wer Asyl sucht, sieht darin oft die letzte Überlebenschance.
Ende April wurden unserer Gemeinde durch den Wetteraukreis die ersten Flüchtlinge zugewiesen, für deren Unterbringung die Kommunen sorgen. Insgesamt 11 Flüchtlinge aus Somalia wohnen seitdem in der Friedensstraße. Ein Runder Tisch hat sich seit Januar zusammengefunden, an dem viele ehrenamtliche Helfer als „Paten“ fungieren. Unterstützt werden Sie von den Pfarrerinnen, Pfarrern und Vertretern der Wölfersheimer Kirchengemeinden, den Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung, Frau Schmitt und Herrn Herrmann, sowie von Herrn Dittrich von der Fachstelle Gesellschaftliche Verantwortung des Dekanats Wetterau und dem für Wölfersheim zuständigen Sozialarbeiter des Wetteraukreises. Bei regelmäßigen Treffen des „Runden Tisches“ wird Organisatorisches besprochen und Problemlösungen gefunden. Die Paten übernahmen bisher schon verschiedene Aufgaben: ehemalige Lehrer unterrichten die Flüchtlinge in deutsch und sind erstaunt, wie schnell der eine oder die andere eine fremde Sprache erlernen und einfache Lesetexte fast fehlerfrei lesen kann. Ein ehemaliger Polizist vermittelt allen den richtigen Umgang mit dem Fahrrad im Straßenverkehr, sowohl in der Theorie als auch in der Praxis. Mehrere Paten begleiten ihre Schützlinge bei für uns ganz alltäglichen Dingen, wie Einkäufe, Arztbesuche und Behördengänge. Andere Angebote sind gemeinsames Singen und PC-Kurse. Einige der Asylbewerber engagieren sich schon in Wölfersheimer Vereinen als Fußballer oder Tischtennisspieler. Sie sind zum Teil qualifiziert und wollen lernen und arbeiten. Die erlernten Berufe reichen vom Elektriker über Farmhelfer bis zum Bäcker, und einer gar hat Bücher über Frauenrecht und Soziologie geschrieben. Doch leider dürfen sie während des laufenden Asylverfahrens nicht arbeiten.
Die Unterbringung erfolgt in „normalen“ Wohnungen, denn dann ist auch die Chance größer, dass die Nachbarn keinen Bogen um sie machen, ja, vielleicht sogar auf sie zugehen. Und nicht nur die Nachbarn sind hierbei angesprochen. Viele von unseren älteren Mitbürgern waren selbst nach dem 2. Weltkrieg auf der Flucht und haben in Wölfersheim eine neue Heimat gefunden. Wenn Sie künftig unseren Flüchtlingen begegnen, denken Sie an deren schwierige Situation nach der Flucht in einem fremden Land und heißen Sie sie herzlich willkommen. Begegnungen helfen enorm, Vorurteile und Berührungsängste abzubauen und das Sicherheitsgefühl beider Seiten zu stärken. Viele Wölfersheimer haben bereits großes Verständnis für die Arbeit der Betreuer und für die Initiative zahlreicher Privatpersonen, der Kirchen und der Gemeinde. Diese Solidarität wünschen wir uns für alle im Interesse unserer neuen Mitbürger.