Wie geht es eigentlich den Menschen in den Wölfersheimer Partnerstädten

Die Corona-Pandemie verändert unser tägliches Leben enorm. Wir alle verfolgen täglich die Nachrichten, um auf dem Laufenden zu bleiben. Doch wie sieht die Situation in den Partnerstädten L‘Isle-sur-le-Doubs und Rabca aus? Der Partnerschaftsverein hat bei befreundeten Familien aus Frankreich und der Slowakei nachgefragt.
11.09.20 / Gemeinde Wölfersheim

Gibt es eine Ausgangssperre und falls ja, hält sich jeder daran?

L‘ISLE Es gibt eine sehr strenge Ausgangssperre, an die sich die meisten auch halten, da es sonst teure Strafen gibt. Man muss, wenn man das Haus verlässt, einen Zettel bei sich tragen, auf dem die Uhrzeit vermerkt ist, zu der man das Haus verlassen hat. Man darf nur maximal eine Stunde unterwegs sein. Wer ohne einen solchen Zettel erwischt wird oder die Zeit überzieht, zahlt beim ersten Verstoß 135,- €, beim zweiten Verstoß 1.500,- €. Es gibt außerdem ein striktes Reiseverbot. Man darf seinen Wohnort nur in Ausnahmefällen und zum Arbeiten verlassen, und es ist verboten, zuhause Besuch zu empfangen. Die Regelungen sind zunächst bis zum 15. April befristet.

RABCA Die Ausgangssperre ist ähnlich wie in Deutschland. Allerdings ist sie früher als in Deutschland eingeführt worden – ab dem 16.03. bis auf Widerruf. Versammlungen mit mehreren Personen sind verboten, und ein Abstand von zwei Meter soll eingehalten werden. Alle Veranstaltungen mit mehreren Personen sind abgesagt worden. Schlimm ist es für die jungen Leute, die heiraten wollen, denn Hochzeiten mit 300 Leuten sind keine Ausnahme in Rabca.

Welche Einrichtungen sind

geschlossen?

L‘ISLE Kindergärten, Schulen, Bars, Restaurants, Spielplätze, alle Geschäfte außer Lebensmittelläden und Apotheken sind geschlossen. Bei den Schulen wurde die Schließung zunächst bis zum 5. Mai befristet, da die Osterferien in Frankreich an diesem Tag enden. Im Gegensatz zu Deutschland sind auch die Baumärkte und das Rathaus geschlossen, hier hat lediglich Bürgermeister Alain Roth feste Sprechzeiten, zu denen er für Bürger in Not telefonisch zu sprechen ist und nach Lösungen sucht. Es findet aktuell auch keine Postzustellung statt.

RABCA Fast alle, außer Lebensmittelläden und Apotheken. Seit dem letzten Wochenende gab es Lockerungen, so dass auch Baumärkte geöffnet haben. Es gibt Regelungen - in Geschäften sollen sich max. 1 Person je 25 Quadratmeter bewegen. In dem Lebensmittelladen in Rabca gibt es feste Zeiten, zwischen 9.00 und 12.00 Uhr dürfen zum Beispiel nur Senioren einkaufen.

Wie sieht es mit der ärztlichen

Versorgung im Notfall aus - wo

ist der nächste Arzt und das

nächste Krankenhaus?

L‘ISLE Arztpraxen sind aktuell geschlossen, es findet lediglich eine telefonische Beratung und Versorgung statt. Auch Sprechstunden per Skype werden durchgeführt. Notfälle müssen in das Krankenhaus nach Belfort oder Besancon, jeweils etwa 30 Minuten mit dem Auto entfernt.

RABCA Die Vorbereitungen laufen wie in Deutschland – Beatmungsgeräte, Schutz, Schutzmasken sind Mangelware. Das nächste Krankenhaus ist von Rabca aus 40 km entfernt! Das ist sehr weit! Vor Ort gibt es Allgemeinärzte und einen Kinderarzt. Eine Ärztin musste in die Quarantäne, weil sie einen Patienten behandelt hatte, der sich in der Quarantäne befand.

Gibt es auch Hamsterkäufe?

L‘ISLE Am Anfang gab es einige Hamsterkäufe, da die Menschen verunsichert waren. Mittlerweile hat sich das normalisiert und die Bürger kaufen wieder in haushaltsüblichen Mengen ein. Auch Toilettenpapier ist ausreichend vorhanden.

RABCA Die gibt es nicht. Die Menschen sind diszipliniert, halten sich an die Regelungen. Zu Mangelwaren gehört aber Gummiband – das braucht man, um Schutzmasken zu nähen.

Wie ist die allgemeine Stimmung im Ort?

L‘ISLE Es gibt in L‘Isle-sur-le-Doubs auch einige sozial schwächere Familien, die vor großen Problemen stehen: Das „Restaurant der Herzen“ (vergleichbar mit unseren Tafeln) ist größtenteils geschlossen und kann die Versorgung mit Lebensmitteln nur begrenzt durchführen. Aufgrund der fehlenden Postzustellung bleiben auch dringend benötigte Schecks der Sozialhilfe aus. Das ist für einige Familien nur schwer zu verkraften. Hier versucht die Gemeinde unbürokratisch Hilfe zu leisten, stößt aber selbstverständlich auch an Grenzen.

Insgesamt ist die Stimmung ähnlich wie in Deutschland. Es fühlt sich seltsam an, und es fehlen die sozialen Kontakte. Aber auch in L‘Isle-sur-le-Doubs gibt es ein großes ehrenamtliches Engagement. Die Menschen helfen sich untereinander, und die Bevölkerung rückt -trotz der räumlichen Distanz- näher zusammen.

RABCA Die Menschen sind diszipliniert, halten sich an die Regelungen. Jeder trägt eine meist selbstgenähte Schutzmaske. Viele Männer arbeiten im Ausland – nach ihrer Rückkehr müssen sie samt Familie 14 Tage in die Quarantäne. Beim Verstoß können sie mit bis zu 1700 Euro Bußgeld rechnen. Das Parlament hat letzte Woche abgestimmt, dass die Bewegungen der Menschen durch Handys kontrolliert wird. Die Grenzen sind nur für die Berufstätigen und Lkw mit Lebensmitteln geöffnet. Sonntags stürmen keine 3000 Menschen in Rabca zu den drei Messen in der Kirche, sondern sitzen vor dem Fernseher – wo eine Messe übertragen wird. Der Bürgermeister schenkte jedem Bürger ab 60 Jahre eine Schutzmaske (selbstgenäht), diese wurden in den Briefkasten mit einem Corona – Flyer geworfen.Es werden aber auch viele Witze gemacht. Nur es geht dabei nicht um Klopapier, sondern um Schutzmasken. Zum Beispiel: Betreten des Landens nur mit Schutzmaske – ein Mann – nackt – nur mit Schutzmaske.

Wir danken den Mitgliedern des Partnerschaftsvereins, die auch in dieser schweren Zeit in Kontakt zu unseren Freunden in Frankreich und der Slowakei stehen. Informationen zum Partnerschaftsverein finden Sie unter www.partnerschaftsverein-woelfersheim.de