Vortragsabend in Berstadt - Einbruch in Sekunden möglich

Schubladen liegen herausgerissen und durchwühlt auf dem Boden. Die Terrassentür wurde aus ihrer Verankerung gehebelt, und der geerbte Schmuck und andere Wertgegenstände fehlen. Ein Einbruch in den eigenen vier Wänden gehört sicherlich zu den unangenehmsten Erfahrungen, die man machen kann. Das kann Sylvia Jacob, Kriminalpolizeiliche Beraterin der Wetterauer Polizei, aus eigener Erfahrung bestätigen. In einem gemeinsam mit der Gemeinde angebotenen Vortragsabend in der Berstädter Mehrzweckhalle informierte sie darüber, wie man sich vor Einbrüchen besser schützen kann.
28.01.20 / Gemeinde Wölfersheim

Ein normales Fenster stellt für einen Einbrecher kein Hindernis dar. Mit wenigen Handgriffen lässt es sich mit einem einfachen Schraubendreher aus seiner Verankerung hebeln. Ein eingeworfenes Fenster hingegen scheppert laut und erregt möglicherweise Aufmerksamkeit. Das belegen auch die Statistiken der Polizei. "Ein Standardfenster ist nur dazu da, das Wetter draußen zu halten. Ein guter Einbrecher hat dies mit einem Schraubenzieher innerhalb weniger Sekunden völlig geräuschslos geöffnet." berichtet Jacob, die auch mit den typischen Klischees aufräumt. 80 Prozent aller Einbrüche passieren tagsüber und nicht nachts. Gerade in der Zeit zwischen Oktober und April wird in den dunklen Morgen- und Abendstunden vermehrt eingebrochen. Einbrecher sind häuftig als Handwerker verkleidet und nicht maskiert. Das fällt oft auch bei den Nachbarn nicht auf.

Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt sind die Fallzahlen in der Wetterau sehr niedrig. Einbrüche gibt es aber dennoch häufig entlang der Autobahnen. "Es ist eigentlich an Tätern alles mit dabei. Die gewerblichen Einbrecher, die quer durch Deutschland reisen, machen einen Großteil aus." berichtet Jacob. Zudem sind Einbrüche selten geplant. Meist handelt es sich um Gelegenheitstäter, die durch Wohngebiete fahren und nach Häusern suchen, die aussehen, als sei niemand zu Hause. Die einfachsten Tipps der Expertin kosten daher recht wenig Geld. Eine gute Nachbarschaft hilft viel. Ein im Urlaub überquellender Briefkasten lässt sich somit leicht vermeiden. Auch einfache Zeitschaltuhren oder spezielle Fernsehsimulatoren wirken abschreckend. Fenster und Türen sollte man wenn möglich immer abschließen und auf heruntergelassene Rolläden sollte man tagsüber besser verzichten. Diese lassen sich leicht aus der Verankerung hebeln. "Ein Haus oder eine Wohnung sollte immer so aussehen, als sei gerade jemand drin." erklärt Jacob. Möchte man sein Haus sicherer machen, dann sind Terrassentüren und Fenster der erste Ansatzpunkt. An Stelle von günstigen Angeboten sollte man jedoch auf zertifizierte Hersteller und Monteure zurückgreifen. Eine Liste ist bei der Polizei erhältlich. Zertifizierte Fenster halten bei einem Einbruch bis zu 15 Minuten durch. In der Hoffnung, dass die Einbrecher aus Angst entdeckt zu werden aufgeben, sollte es Ziel sein, sie so lange wie möglich am Eindringen zu hindern.

Die Besucher im Vereinsraum der Mehrzweckhalle bestätigten Jacobs Aussage, dass neben dem materiellen Verlust auch die psychischen Folgen häufig eine Rolle spielen. "Wir hatten schon Opfer, die letztlich ausziehen mussten. Man darf das nicht unterschätzen, denn der Täter hat in den intimsten Sachen gewühlt. Da ist der Ekel extrem groß. Das Sicherheitsgefühl, das vom eigenen Heim ausgeht, kann verloren gehen." Im Ernstfall sollte man auf jeden Fall den Notruf 110 verständigen. Täter wollen im Regelfall um jeden Preis flüchten und es sei der falsche Moment, den Helden zu spielen. Um sich besser schützen zu können, bietet die Polizei auch kostenlose Beratungen vor Ort an. Eine solche hat auch Bürgermeister Rouven Kötter in Anspruch genommen. "Ich kann diese Beratung nur jedem empfehlen. Man bekommt Schwachstellen aufgezeigt, die man selbst evtl. gar nicht gesehen hat." so Kötter. In seinem Schlusswort dankte er Jacob für die gemeinsame Aktion und überreichte ihr, passend zur dunklen Jahreszeit, den ersten Wölfersheim-Kolter. "Der Vortrag war informativ und trägt einen Beitrag zur Sicherheit unserer Bürger bei. Ich hoffe, dass wir in den nächsten Jahren weitere Vorträge in Zusammenarbeit mit der Polizei anbieten können." so Kötter.