Sommer am See - Gelungener Abschluss
Das war sicher auch ein Verdienst der 15 Instrumentalisten sowie der vier Sängerinnen und Sänger, die allesamt die Besucher begeisterten. Für das erste Konzert der Band am See hatte Bandleader Hans Eckhardt einen Mix aus mehreren Band-Programmen zusammengestellt, darunter eine ganze Reihe von Filmmelodien wie „As Time Goes By“ aus dem Kultfilm „Casablanca“, in einem einfühlsamen Big-Band-Arrangement, gesungen von Erik Borner.
Der Offenbacher gehört seit Jahren zur Stammbesetzung der Band, die im September 1992 gegründet wurde. „Die Wurzeln der Gruppe liegen im Burggymnasium“, hatte zuvor Rochsane Mentes, die Leiterin des BuntERleben-Projektbüros, in ihrer gemeinsamen Begrüßung mit Katrin Stöhr vom Verein Treffpunkt See verraten. Gleichzeitig wies sie auf eine Aktion an zwei Absperrgittern hin, in der aktuelle Sprüche von Schulkindern zu lesen sind.
Börner begeisterte als Sänger in ganz verschiedenen Genres, ebenso wie in mehreren Duetten mit Bettina Skottke. Gemeinsam sangen sie „Time of My Life“, den Superhit aus dem Film „Dirty Dancing“. „Auf die Hebefigur verzichten wir“, meinte Borner, dessen Duettpartnerin unter anderem mit einer Version des Beatles-Klassikers „Can’t Buy Me Love“ im Swing-Stil oder der James-Bond-Titelmelodie „Skyfall“ von Adele begeisterte.
Für Skottke war es nicht der erste Auftritt auf der Seebühne, ist die ausgebildete Musical-Sängerin doch „Ur-Wölfersheimerin“ und gehört zum festen Inventar von Wölfersheim live. So konnte Skottke viele Freunde, Nachbarn und Bekannte begrüßen. Die feierten Skottke ebenso wie Sängerin Helena Finatzer, die unter anderem am Hessischen Staatstheater in Wiesbaden tätig ist. Die Interpretin überraschte unter anderem mit einer intensiv gesungenen Version von „Goldfinger“, einem weiteren James-Bond-Song, aber auch mit einem außergewöhnlichen Gospel-Medley, im Arrangement für Bigband und Sängerin.
Angesichts des stärker werdenden Regens entschloss sich die Band durchzuspielen. In der zweiten Programmhälfte stieß Stefan Spielberger dazu. Der Lehrer am Burggymnasium ist Spezialist für große Hits von Frank Sinatra, in dessen Stil er „My Way“ sang. Aber auch die Hits von Tom Jones von „Delilah“ bis „Help Yourself“ gehören zu den Spezialitäten von Spielberger.
New Orleans Jazz im Regen
Die „New Orleans Joymakers“ aus Frankfurt spielen Musik, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts in New Orleans entstanden ist und noch heute viele Fans hat. Viele davon fanden bei ihrem Konzert leider nicht den Weg zum Wölfersheimer See. Rund 20 Personen trotzten dem strömenden Regen und wurden mit einem kurzweiligen Konzert und erstklassiger Musik belohnt.
Spirituals, Rags, Blues, karibische Stücke, Märsche und sogar amerikanische Schlager gehören zum Repertoire der Band. Mit Klaus Jakob Vleeming hat die Band einen jungen Posaunisten gefunden, der diese Art Musik liebt und sich optimal ins Bandgefüge einbringt. Neben ihm besetzen die Frontline Harald Möbus, Trompete/Vokal; Nils Hartwig, Klarinette; die Rhythmusgruppe besteht aus Alexander Friedrich, Banjo/Gitarre; Michael Bauer, Bass und Udo Beilborn, Schlagzeug. Die Band entführte ihr Publikum in eine Zeit, in der es noch kein Internet gab, in welcher aber noch zur Musik getanzt wurde und die Musik als das verstanden wurde, was sie ist, nämlich Unterhaltungs- und Tanzmusik.
X10Derness begeisterte Zuhörer
Ständige Wechsel in der Besetzung einer Band sind meist die Ausnahme. Etwas anderes ist dies bei der Formation „X10Derness“, die der Wetterauer Kulturpreisträger und Liedermacher Martin Schnur seit knapp 20 Jahren leitet.
Das Band-Projekt des Berufsbildungswerks (BBW) aus Karben war am Mittwochabend zu Gast auf der Vielfaltbühne. Auszubildende, Lehrkräfte und Ehemalige spielen in der Formation, die „alles spielt, was uns Spaß macht“, wie es Martin Schnur formuliert. Und das ist überwiegend handgemachte Rock- und Popmusik aus den vergangenen sechs Jahrzehnten, wie das genau 30 Jahre alte „Walkin’ in Memphis“ von Marc Cohn, mit dem die sechs Musiker ihr buntes Musik-Programm eröffneten.
Schon hier beeindruckte Sänger Marc Proffert mit seiner ausgeprägten und verwandlungsfähigen Stimme. Mal singt er ruhig und leise, wie bei „Angels“ von Robbie Williams, dann rockt er wieder die Bühne, wie mit dem Stones-Klassiker „Satisfaction“.
Schließlich wird Proffert noch zum Elvis-Interpret. Den Klassiker „Suspicious Minds“ des King of Rock’n’Roll singt er überraschend authentisch, während die Band zur Höchstform aufläuft, beginnend beim vehementen Schlagzeugspiel von Drummer Patrick Conseur über Bassist Alex Polski bis hin zu Gitarrist Chris Rohde und Mathias Kliebisch an den Keyboards.
Und dann ist da noch Martin Schnur, der als bekannt exzellenter Gitarrist mit seinen Soli ein ums andere Mal überzeugt. Die gut 150 Besucher sangen und klatschten begeistert mit, auch bei „Country Roads“, zu dem Martin Schnur die in Wölfersheim bestens bekannte Sängerin Katrin Zerb auf die Bühne holte. Da erreichte die Stimmung einen weiteren Höhepunkt. Es war ein toller Partyabend, was umso mehr erstaunte, da die Musiker, die unter anderem in Wiesbaden und Rodgau wohnten, nach eineinhalb Jahren Zwangspause zuvor gerade viermal geprobt hatten.
Abschluss mit Rusty Shoulders
Als letzte Band konnte man die Rusty Shoulders auf der Vielfaltbühne begrüßen. Rusty Shoulders ist die Formation um den Pianisten Robbi Hildmann und den Gitarristen, Geiger und Sänger Doc Hett. Robbi Hildmann, vor einigen Jahren mit der Good-Time-Blues Band als bester deutscher Bluesact ausgezeichnet, ist ein Begriff für mitreißendes Blues- und Boogiepiano, und das stellte er auch am Wölfersheimer See unter Beweis. Doc Hett, der schon mit Blues-Urgesteinen wie Lousiana Red und Jampion-Jack Dupree auf der Bühne gestanden hat, überzeugte mit ein- und ausdrucksvollem Gesang und lieferte dazu gemeinsam mit Martin Schnur den ebenso unaufdringlichen wie virtuosen Klangteppich mit der Gitarre. Angus Foxley am Bass und Udo Beilborn am Schlagzeug sind die rhythmischen „Schultern“, auf denen diese Musik swingte, groovte und rockte. Die Musiker bereiteten den Zuschauern mit ihrer breiten musikalischen Mischung einen abwechslungsreichen Abend und schlossen die Konzerte auf der Vielfaltbühne würdig ab.
Möglich wurden die kostenfreien Konzerte durch die Förderung von BUNTerLEBEN. Die Veranstaltungsreihe wird gemeinsam von Gemeinde und dem Verein Treffpunkt See e.V. realisiert. Die Gemeinde wird von drei Sponsoren unterstützt, der Sparkasse Oberhessen, dem lokalen Versorger OVAG und der Traditionsbäckerei Hinnerbäcker. BUNTerLEBEN fördert im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie Leben und des Programms Hessen Aktiv für mehr Demokratie und gegen Rechtsextremismus die Konzerte auf der Vielfaltbühne.
Klassik mit der Neuen Philharmonie
Am Freitag war die neue Philharmonie Frankfurt erneut zu Gast beim Sommer am See, diesmal allerdings in einer etwas kleineren Besetzung. Unter dem Titel „German Romance“ bot das Streichquartett mehr als nur einen Einblick in die musikalische Epoche. Anna-Maria Barth glänzte dabei nicht nur an der ersten Violine, sondern rezitierte thematisch passende Texte von Franz Rückert, Rainer Maria Rilke, Erich Fried und weitere Werke. Gemeinsam mit Julia Mangelsdorf an der zweiten Violine , Camilla Muñoz an der Viola und Aleksander Zhibaj am Violoncello entführte sie die Zuschauer in einen fesselnden, romantischen Abend im Vollmondschein.
Einst gab es eine Ära, da schwelgten deutsche Komponisten geradezu in süffigem, wehmütigem Endzeitschmerz. Sie produzierten Musik, die Herz, Geist und Seele gleichermaßen berührte. Das Programm an diesem Abend ging der Stimmung dieser Epoche auf die Spur. Und auch wenn die Neue Philharmonie Frankfurt als klassisches Orchester eher für die harten Rocktöne berühmt ist – sobald die Streicher ins Spiel kommen, sorgen sie für einen samtenen Klangteppich. Die rund 70 Klassikfans ließen sich verwöhnen mit Kompositionen von Schumann, Schubert, Brahms und Mendelssohn.
Zum Konzert hatten Gemeinde und Förderverein Wölfersheimer Schulen wieder interessierte Streicherschüler eingeladen, die vor Beginn die Künstler im Backstagebereich treffen durften. Ein besonderes Erlebnis, durch das die Schüler motiviert werden sollen, weiter am Instrument zu üben.
Jubiläumslesung ein großer Erfolg
Am Samstag herrschte Festtagsstimmung am Wölfersheimer See. Das bekannte Literaten-Duo Herbert Meyer und Gerhard Wächter hatte zur Jubiläumslesung in die Arena am Wölfersheimer See eingeladen. In der voll besetzten Arena begrüßte Bürgermeister Eike See mit großer Freude die vielen Besucher und die Akteure. Corona habe das 10-jährige Jubiläum der Lesungen, die ein fester Bestandteil des Wölfersheimer Kulturprogramms geworden sind, zwar um ein Jahr verzögert, dem Erfolg aber keinen Abbruch getan. Diese besondere Form der Lesungen in Verbindung mit Musik seien in der Region einmalig. Sie nehme die Zuschauer mit auf eine emotionale Reise, die stets Berührung, Anteilnahme und Begeisterung auslöse. Der musikalische Weggefährte Thomas Gerlach stellte das Konzept der Jubiläumslesung und die Musikerinnen und Musiker vor. Vor 11 Jahren, als die erste Lesung mit Musik im Sitzungssaal des Wölfersheimer Rathauses stattfand, sei an ein einmaliges Event gedacht gewesen. Niemand habe sich vorstellen können, welche Dynamik dieses Projekt annehmen würde. In den vergangenen 10 Jahren führte der stetige Erfolg dazu, dass in Wölfersheim und der Region jährlich mehrere Lesungen erfolgreich durchgeführt wurden.
Stets habe ein Thema im Mittelpunkt gestanden. „Zeit“, „Heimat“, „Freiheit“, „Wie das Leben so spielt“ waren nur einige der Titel gewesen. Für die musikalische Umrahmung wählten Meyer und Wächter jeweils passende Musikstücke aus den verschiedensten Stilrichtungen aus, die die Annäherung an die Texte noch erleichtern sollten. Für die Jubiläumslesung äußerten die Literaten den Wunsch, an diesem Tag alle im vergangenen Jahrzehnt beteiligten Künstler auf die Bühne zu bringen. So waren diesmal Andrea Reinelt (Gitarre, Cajon), Katharina Buchert(Flöte), Bardo Langsdorf (Keyboard), Hubert Lisson (Saxofon), Michael Dönges (Saxofon, Posaune), Sebastian Göbel (Gitarre, Gesang), Gerry Reutzel (Keyboard, Gesang), Bettina Skottke (Gesang) und Thomas Gerlach (Gitarre, Gesang) an der musikalischen Ausgestaltung besonderer Qualität beteiligt. Verhindert waren Stefan Völp und Luisa Raab, an die herzliche Grüße gingen. Sebastian Göbel war an diesem Abend für die Organisation zuständig. Thomas Gerlach wies darauf hin, dass die Künstler auch heute nicht als Band, sondern als Solisten, im Duo oder Trio die musikalische Umrahmung übernehmen würden. Fast alle Künstler, die heute auf der Bühne zusammentreffen, seien durch die Singbergschule Wölfersheim in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als Schüler, Lehrer, Schulleitung verbunden. Im Rahmen des 1. Abiturs an der Singbergschule im Jahr 2018 habe der Förderverein der Wölfersheimer Schulen deshalb den Meyer/Wächter-Preis für das beste Abitur im Fach Deutsch ins Leben gerufen, der seitdem jährlich verliehen werde.
Thomas Gerlach erläuterte dann den Rahmen der Jubiläumssitzung, die unter dem Titel „Facetten des Lebens“ in 4 große Abschnitte gegliedert sei. „Zeit und Lebenszeit“, „Wo bin ich zu Hause?“, „Zweifel und Hoffnung“, „Ideal und Wirklichkeit“. Andrea Reinelt eröffnete an der klassischen Gitarre dann ein Feuerwerk aus ernsten und heiteren Texten von Kafka, Roth, Moorhead, Giordano, Maiwald, Fontane, Hasek, Borchert, Augustinus, Hesse, Suter und Bernstdorff und musikalischen Beiträgen im Wechsel, die alle Stilrichtungen umfassten. So fanden sich klassische Titel ebenso im Programm wie Chansons, Volkslieder und Schlager-Evergreens, die die Wirkung der Texte noch unterstrichen und begeisterten Beifall hervorriefen. Obwohl es die erste Lesung unter freiem Himmel vor einer großen Besucherzahl war, herrschte andächtige Stille und gespannte Aufmerksamkeit unter den Zuschauern, die immer wieder mit grandiosen Wetterauer-Mundart-Beiträgen von Herbert Meyer und Gerhard Wächter aufgelockert und gelöst wurde.
So verging die Zeit der fast dreistündigen Lesung wie im Fluge und Bürgermeister See bedankte sich bei allen Akteuren mit Blumen und kleinen Geschenken. Er betonte, dass die Lesungen des vergangenen Jahrzehnts und der große Erfolg des heutigen Abends förmlich „nach Wiederholungen schrien!“ Man freue sich auch auf ein Wiedersehen am Wölfersheimer See im kommenden Jahr. Die beiden Literaten kündigten für den 13. November 2021 die nächste Lesung mit Musik in Wohnbach unter dem Titel „Lesen ist Leben!“ an. Beide Begriffe konnten Musikerinnen und Musiker im Schlusstitel vereinen. Thomas Gerlach interpretierte den Klassiker „Lass uns leben!“ in einer textlich veränderten Corona-Version und die See-Arena sang begeistert mit! Das Literaten-Duo Herbert Meyer und Gerhard Wächter durfte allerdings erst nach zwei weiteren Zugaben in Wetterauer-Mundart die Bühne unter den stehenden Ovationen des Publikums verlassen.
Abschluss mit den
Wölfersheimer Musikanten
Seinen Abschluss sollte der Sommer am See mit einem Konzert der Wölfersheimer Musikanten finden. In den Vorhersagen war bereits abzusehen, dass der Tag nicht ganz trocken verlaufen wird. So wurde die zuvor geplante Jahreshauptversammlung der Feuerwehr kurzerhand in die Wohnbacher Turn- und Sporthalle verlegt. Noch während der Jahreshauptversammlung füllte sich die Arena, und mehr als 100 Besucher genossen die Musik der Wölfersheimer Musikanten.
Die Freude währte allerdings nicht lange. Ein aufziehendes Gewitter führte dazu, dass das Veranstaltungsgelände geräumt werden musste. Noch während die letzten Besucher sich auf den Weg in die sicheren Autos machten, setzte der Starkregen ein. Gerade zu diesem Zeitpunkt machten sich die ersten Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr auf den Weg in Richtung See. Als das Gewitter vorüber gezogen war, trafen einige von ihnen in der Arena ein. Die Musiker hatten ausgeharrt. Für sie war es der erste Auftritt seit langer Zeit. Auch wenn nur noch wenige Besucher wieder den Weg in die Arena fanden, glänzten sie mit ungebrochener Spielfreude und sorgten für Begeisterung. Im Laufe des Nachmittages fanden noch weitere Feuerwehrkameradinnen und -kameraden den Weg zum See. Mit lautem Gesang unterstützten sie bei Liedern wie der Fischerin vom Bodensee. Da auch das Oktoberfest der Feuerwehr in diesem Jahr ausfallen wird, wurde Bürgermeister Eike See zur Unterstützung auf die Bühne gebeten. Als eines der letzten Stücke am Nachmittag erklang „Glück auf!“ und alle waren sich einig: Es hätte so schön werden können und irgendwie war es das trotzdem. So soll auch im kommenden Jahr ein Nachmittag mit den Wölfersheimer Musikanten für die Feuerwehr realisiert werden, zu dem auch alle Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde eingeladen sind.