Seltener Singvogel soll geschützt werden

Die Amsel, das Rotkehlchen und viele andere Vogelarten erkennt man auch als Laie recht schnell. Anders verhält es sich mit der Grauammer, die mittlerweile selten geworden ist. Eines der letzten Brutgebiete dieser Art befindet sich in der Mittleren Horloffaue, wo Landwirtschaft und Naturschutz Hand in Hand arbeiten, um ihren Bestand zu sichern. Vor einiger Zeit trafen sich Vertreter aus Landwirtschaft, Naturschutz und der Gemeinde zu einem Austausch vor Ort.
27.06.24 / Gemeinde Wölfersheim

Die Grauammer ist ein kräftiger Singvogel, der in seiner Größe zwischen Sperling und Amsel liegt. Sie zählt in West- und Süddeutschland zu den Vogelarten mit den stärksten Rückgängen im Brutbestand. Einst weit verbreitet und ein Charaktervogel offener Wiesen- und Ackerflächen, überlebt sie seit etwa 20 Jahren nur noch in wenigen kleinen Verbreitungsinseln. Europaweit wurde zwischen 1980 und 2016 ein Rückgang um 81 Prozent festgestellt, weshalb die Grauammer auch auf europäischer Ebene zu den am stärksten rückläufigen Arten zählt. In Hessen brüten Grauammern nur noch in der Wetterau und im Kreis Groß-Gerau. Ein wichtiges Brutgebiet liegt in der Mittleren Horloffaue. Hier werden die Nester der Bodenbrüter durch die enge Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Landwirtschaft geschützt. Eine Verschiebung des Mahdtermins hat zu einer erfreulichen Bestandszunahme geführt und das ehemals vom Aussterben bedrohte Vorkommen gerettet.

Wie der Name bereits andeutet, sind Grauammern farblich unauffällig bräunlichgrau und daher während der Bodenbrut sehr gut getarnt. Der Gesang der Männchen hingegen ist weithin hörbar und kann die Sommerstimmung einer ganzen Landschaft prägen. Er beginnt mit einigen kurzen Tönen und endet in einem klirrenden Geräusch, das an das Schütteln eines Schlüsselbundes erinnert. Die Männchen beteiligen sich nicht am Nestbau und nur selten an der Jungenaufzucht. Vielmehr dienen sie als eine Art „Alarmanlage“: Stellen sie ihren sonst den ganzen Tag vorgetragenen Gesang ein und äußern kurze Rufe, wird das am Boden brütende Weibchen vor sich nähernden Feinden gewarnt und flüchtet. Zudem greifen die Männchen oft beherzt Feinde wie Greifvögel oder Kuckuck an und vertreiben sie aus der Nestumgebung.

Neben der Verschiebung des Mahdtermins sollen auch Altgrasstreifen auf den Wiesen erhalten bleiben, deren Position jährlich wechselt. Um die Tiere bei der Aufzucht ihrer Jungen nicht zu stören, sollten Hunde im Feld generell an der Leine geführt werden. Durch diese gezielten Maßnahmen konnte der Bestand der Grauammer in der Mittleren Horloffaue stabilisiert werden.