Mehr Sicherheit und Attraktivität im Nahverkehr

Öffentlicher Personennahverkehr war das Thema der vergangenen Sitzung des Bauausschusses. Neben den üblichen Sitzungsteilnehmern waren auch Gerhard Muth-Born und Ralf Nieme von Zweckverband Oberhessische Versorgungsbetriebe (ZOV) und der Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO) anwesend, die zu den einzelnen Tagesordnungspunkten Stellung nahmen.
07.10.19 / Gemeinde Wölfersheim

Eines hatten die Tagesordnungspunkte gemein, sie zielten auf die Verbesserung der Angebote des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und der Verkehrssicherheit ab.

Nach einer kurzen Begrüßung durch den stellvertretenden Ausschussvorsitzenden Michael Schmidt war die Verlegung der Bushaltestelle in Geisenheim Thema. Die Bushaltestelle befindet sich an der stark befahrenen Bundesstraße. Die Routen wurden bereits so geplant, dass die Schüler die Straße möglichst nicht queren müssen; teilweise lässt sich dies jedoch nicht vermeiden. Aus diesem Grund soll die Haltestelle in die Straße in Richtung See verlegt oder die Bundesstraße mit Querungshilfen wie Zebrastreifen oder Ampel ausgestattet werden. Die Parlamentarier waren sich einig, dass dies sinnvoll wäre. Für die Verkehrsunternehmen stellt sich das jedoch etwas komplizierter dar. Der Gemeindevorstand wurde damit beauftragt mögliche Lösungen auszuarbeiten. Mit den zuständigen Aufgaben- und Straßenbaulastträgern, den Verkehrsbehörden und dem Verkehrsdienst Wetterau (Polizei) sowie einem Vertreter jeder Fraktion der Gemeindevertretung soll daher ein Ortstermin in Geisenheim durchgeführt werden. Ziel ist eine grundsätzliche Optimierung der Verkehrssicherheit, insbesondere jedoch für Schüler, Jugendliche und Senioren.

Ähnlich ist es auch bei der Bushaltestelle am ehemaligen Bahnhof in Berstadt, nur dass diese kaum genutzt wird. Es wäre sinnvoller, sie durch eine Haltestelle im Industrie- und Gewerbegebiet zu ergänzen. Hier könnten auch die Mitarbeiter der dortigen Unternehmen und natürlich Bürger, die mit dem Bus zum Einkaufen fahren, von den Änderungen profitieren. Die Verkehrsunternehmen waren von der Argumentation nicht überzeugt. Als mögliche Lösung zeichnete sich ab, dass die Haltestelle an den Fußweg zwischen Berstadt und dem Industrie- und Gewerbegebiet verlegt wird. Auch hier waren sich die Parlamentarier überwiegend einig, dass der Kompromiss zwar das Angebot verbessern würde, aber noch keine zufriedenstellende Lösung darstellt. Überwiegender Wunsch war die Umleitung über das Industriegebiet, wo bisher keine Haltestelle vorhanden ist. Die Kosten für einen einjährigen Probebetrieb einer Haltestelle gegenüber der Bäckerei Hinnerbäcker und die Verlegung sollen geprüft werden.

Als letzter und zugleich umfangreichster Punkt stand die zweite Anhörung zur Stellungnahme zum Nahverkehrsplan für den Wetteraukreis auf der Tagesordnung. Um die Attraktivität des örtlichen ÖPNV-Angebotes auch weiter zu erhalten und auszubauen, hat die Gemeinde in ihrer Stellungnahme zum Nahverkehrsplan der ZOV gleich mehrere Punkte einfließen lassen, auf die in der Sitzung eingegangen werden sollte.

Im Mittelpunkt steht der Schienenverkehr, insbesondere die Wiederaufnahme des Personenverkehrs zwischen Wölfersheim und Hungen. Den Ausbau des Beienheimer Bahnhofes ist man bereit zu unterstützen. Ziel soll es sein, das „Koppeln und Flügeln“ der Triebwagen in jede Richtung zu ermöglichen. Somit soll auch die Möglichkeit einer durchgängigen Verbindung von Hungen, über Wölfersheim, nach Frankfurt geschaffen werden. „Eine Direktverbindung würde die Attraktivität des Angebotes enorm steigern. Eine Verbindung mit vielen Umstiegen wird nur wenige Pendler animieren zur Bahn zu wechseln. Mit dem viergleisigen Ausbau der Main-Weser-Bahn zwischen Friedberg und Frankfurt wären entsprechende Kapazitäten vorhanden.“ begründet Bürgermeister Rouven Kötter die Forderungen.

Nach dem Kauf des Bahnhofes in Wölfersheim soll dieser grundlegend umgestaltet werden, um eine bessere Verzahnung des Zug- und Busverkehrs zu ermöglichen. Vor diesem Hintergrund soll auch die Bahnanlage in Melbach auf einen zeitgemäßen Standard ausgebaut werden.

Als unzureichend bezeichnet wird die Anbindung der Ortsteile Wohnbach und Berstadt. Hier fehlen Anschlussbusse, so dass das Verkehrsangebot von und nach Norden eingeschränkt und dementsprechend unattraktiv ist. Gar nicht eingebunden ist das Industrie- und Gewerbegebiet in Berstadt. Eine Bushaltestelle fehlt, wie oben genannt, gänzlich. Als verbesserungswürdig sieht man die Information der Fahrgäste an den Haltestellen bzw. Bahnhöfen an. Mögliche Umstiegsverbindungen sollen mit aufgenommen werden. Der Zug, der in Friedberg beispielsweise um 18.19 Uhr abfährt, fährt laut Aushang nur nach Nidda. Dass man in Beienheim direkt in einen bereitstehenden Zug nach Wölfersheim umsteigen kann, erfährt in diesem Aushang, wie bei weiteren fünf oder sechs Verbindungen, niemand. Darüber hinaus fordert man das Tarifgebiet 2301 an die Wabe 25 (Friedberg) anzuschließen, um die Tarife stärker streckengebunden auszugestalten. Die Idee des „Wetterauer Netzes“ wurde begrüßt. Dahinter verbirgt sich das Vorhaben, die regionalen Schienenstrecken im Wetteraukreis zu kommunalisieren. Ebenfalls begrüßt wurde die Erhöhung der Streckengeschwindigkeit auf den beiden Strecken der Horlofftalbahn. Auf den Strecken Friedberg - Beienheim - Nidda und Beienheim - Wölfersheim sollen die Züge künftig schneller fahren.

Die Gemeinde ist eine von wenigen Zuwachskommunen in den Bereichen Bevölkerungs- und Beschäftigungszahlen und Schulentwicklung. Aus diesem Grund fordern die Parlamentarier beim Beförderungsangebot eine bessere Bewertung und Ausstattung. Insbesondere die Anbindung der angrenzenden Kommunen an den Schulstandort Wölfersheim muss verbessert und ausgebaut werden. Eine Reduzierung der derzeitigen An- und Abfahrten an den Wölfersheimer Schulen wird abgelehnt. Kritisch sehen die Parlamentarier die Umstellung des Bus-Fahrtenangebotes auf flexible Anruflinien- und Anrufsammeltaxen.

„Mit der Stellungnahme zum Nahverkehrsplan haben wir die Möglichkeit, unsere Vorstellungen in die Ausgestaltung des Bus- und Bahnangebotes einfließen zu lassen. Kleine Verbesserungen konnten wir in der Vergangenheit beobachten. Trotzdem sind wir noch lange nicht am Ziel und müssen energisch für eine Attraktivitätssteigerung eintreten. Nur ein attraktiver öffentlicher Personennahverkehr wird genutzt. Angebot schafft Nachfrage. Die Mobilität unserer ländlichen Kommunen lässt sich nur so für die Zukunft sichern. Darüber hinaus ist es wichtig an den Haltepunkten eine höchstmögliche Sicherheit für die Fahrgäste zu schaffen. Es ist schön, dass sich in diesen Punkten alle Fraktionen einig sind und wir bei diesem Thema an einem Strang ziehen können.“ schließt Wölfersheims Bürgermeister Rouven Kötter ab.