Karl-Reutzel-Abend
Die zweite Vorsitzende von „Gemeinsam für Melbach“ Magda Gerlach begrüßte die Gäste im voll besetzten Dorfgemeinschaftshaus und verwies auf den Hintergrund dieser besonderen Veranstaltung. Mehr als 50 Jahre habe Karl Reutzel mit scharfem Verstand, geschliffener Feder, mit Witz, Ironie und, wenn es sein musste, mit der notwendigen Kritik das Melbacher Zeitgeschehen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts porträtiert und beschrieben. Dabei sei ein bemerkenswertes Spiegelbild gelebten Lebens entstanden, dessen Zeitzeugen auch die Besucher der Veranstaltung im Saal seien. Der ehemalige Wölfersheimer Lehrer und bekannte Literat Herbert Meyer habe dankenswerterweise diese Epoche in den Archiven der Wetterauer Zeitung aufgearbeitet, recherchiert und in einem Auswahlband von mehr als 800 Seiten festgehalten. Dieses Buch werde in wenigen Tagen erscheinen. Leider hatte die Druckerei es zum Zeitpunkt der Veranstaltung noch nicht fertiggestellt. Aber es könnten Vorbestellungen abgegeben werden. Magda Gerlach dankte allen, die an der Erstellung des Buches und der Vorbereitung der Veranstaltung beteiligt waren, für den großen Aufwand. Besonders begrüßen konnte sie auch mit Joachim Arnold einen der Schirmherren des Jubiläums und die Familie von Karl Reutzel mit seiner Ehefrau Elisabeth.
Im Stile der erfolgreichen und beliebten Lesungen mit Musik hatten Herbert Meyer und Gerhard Wächter das Wirken des Melbacher Originals aufgearbeitet und in mehreren Kapiteln gekonnt präsentiert. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Gerry Reutzel und Thomas Gerlach.
Zu Beginn präsentierte Gerry Reutzel ein Video. Unter dem Titel „Mein Melbach“ hatte er ein Gedicht von Karl Reutzel mit einer Studioaufnahme der A Capella-Gruppe „Halftones“ vertont und mit Melbacher Bildern unterlegt, die von Bürgern zur Verfügung gestellt und von Magda Gerlach gesammelt wurden. Im Anschluss daran stellte Herbert Meyer die Person Karl Reutzels vor und erläuterte die Entstehungsgeschichte des Buches. Reutzel sei aber nicht nur Reporter und Fotograf gewesen, immer wieder habe er auch bemerkenswerte Gedichte zum Tagesgeschehen, zu familiären Ereignissen oder zum menschlichen Leben im Allgemeinen vorgelegt. Nachdem Gerry Reutzel am Piano Lieblingslieder seines Vaters interpretierte, stellten Gerhard Wächter und Herbert Meyer zunächst Texte aus seiner Anfangszeit als freier Mitarbeiter bei der Wetterauer Zeitung vor. Ein Kapitel zu Personen und familiären Ereignissen schloss sich an, hier musikalisch untermalt von Thomas Gerlach, der ein Gedicht Reutzels zur Geburt seines Enkels vertont hatte.
Das nächste Kapitel unter dem Titel „Dorfleben und Dorfgeschichten“ begann mit einer gemeinsamen Interpretation eines Gedichts von Karl Reutzel „Klatschmohn“, wiederum unterlegt mit Pianoklängen von Gerry Reutzel. Hierbei wusste auch Enkelin Marissa Meiss zu überzeugen. Wortbeiträge aus 6 Jahrzehnten beschrieben dann, gekonnt vorgetragen von Gerhard Wächter und Herbert Meyer, dörfliche Ereignisse von bleibendem Erinnerungswert aus der Feder von Karl Reutzel. Thomas Gerlach rundete das Thema mit einem von ihm komponierten Lied zu einem Gedicht von Karl Reutzel über einen „Manöverschaden“ der amerikanischen Soldaten“ im Melbacher Feld im Jahre 1983 unter dem Titel “ Der niedergebrannte Strohhaufen“ ab. In der Pause konnten die Besucher eine kleine Bilderausstellung zu Leben und Arbeit von K. Reutzel betrachten.
Im zweiten Teil folgten Texte zum Melbacher Vereinsleben, das Reutzel voller Überzeugung dokumentiert hatte, war er doch selbst Mitglied in fast allen Ortsvereinen. Auch der Humor kam in seinen Texten nicht zu kurz. Im letzten Teil der Lesung widmeten sich Herbert Meyer und Gerhard Wächter heiteren Zeitungsberichten, in denen auch die Wetterauer Mundart nicht zu kurz kam.
Im Schlussteil präsentierten die Akteure, untermalte von Gerrys Klaviermusik, ein Reutzelsches Kunstgedicht „Frühlingsgedanken“, ehe Thomas Gerlach Karl Reutzel direkt in die moderne Musik einbezog und mit Sohn Gerry zu dem Gedicht “ Ein Bisschen“ einen Blues interpretierte.
Magda Gerlach dankte dem Bühnenteam, der Familie Reutzel und den Vereinsmitgliedern für das Zustandekommen dieser bemerkenswerten Veranstaltung, überreichte kleine Geschenke und verwies noch einmal auf das in den nächsten Tagen erscheinende Buch „Ein Mann schreibt Geschichte(n)!“, in dem das geflügelte Wort früherer Jahre „Karl, schreib es auf!“ seinen eindrucksvollen Nachweis gefunden habe!