Grünes Licht für Streckenkauf

Fast acht Jahre sind vergangen, seit der letzte Zug von Wölfersheim nach Hungen fuhr. Seither bemühen sich die Kommunen Hungen und Wölfersheim gemeinsam darum, die Chance für eine Wiederaufnahme des Bahnverkehrs zu wahren. Seitens der Bahn hingegen wurde angestrebt, die Strecke zu entwidmen. Dies hätte bedeutet, dass die Strecke nicht mehr als Bahnstrecke zur Verfügung stehen würde. Sollte sich dann ein neuer Betreiber zur Wiederaufnahme des Bahnverkehrs finden, hätte ein komplett neues Planverfahren für eine Bahnstrecke erfolgen müssen, was zum einen erhebliche Kosten und Zeit verursacht hätte, zum anderen aber auch große Planungsschwierigkeiten, da die B455 gekreuzt werden muss. Eine solche Kreuzung hätte bei einer Neuplanung sicherlich ein Tunnel- oder Brückenbauwerk zur Folge gehabt. Es wäre daher sehr unwahrscheinlich gewesen, dass jemals wieder ein Zug zwischen Hungen und Wölfersheim verkehrt wäre.
24.09.19 / Gemeinde Wölfersheim

Aus diesen Gründen haben die Kommunen Hungen und Wölfersheim mit der Bahn über einen Verkauf der Strecke verhandelt, um ein solches Entwidmungsverfahren zu verhindern und somit die Chance zur Wiederaufnahme des Bahnverkehrs zu erhalten. Nach sehr langen Verhandlungen mit den verschiedenen Abteilungen der Bahn konnte nun im Wesentlichen eine Einigung erzielt werden. Lediglich juristische Detailfragen sind in den Schlussverhandlungen noch zu klären.

Die beiden Kommunen wollen nun den jeweils auf ihrem Gemeinde- bzw. Stadtgebiet befindlichen Streckenabschnitt erwerben.

Um eine Reaktivierung des Eisenbahnverkehrs nicht zu behindern, wird parallel zum Kaufvertrag ein Eisenbahninfrastruktur-Anschlussvertrag abgeschlossen. Der Anbindungsvertrag soll eine Laufzeit bis 2020 haben und verhindern, dass bauliche Maßnahmen den Schienenverkehr behindern.

„Mit dem Kauf der Bahnstrecke wollen wir einen wichtigen Teil unserer Infrastruktur langfristig erhalten. Damit können künftig möglicherweise wieder Züge durch Wölfersheim, über Berstadt, bis nach Hungen fahren. Wenn bis 2016 die Bahnstrecke von Frankfurt nach Friedberg wie geplant vierspurig ausgebaut wird, wäre genügend Spielraum geschaffen, um durchgehende Züge von Hungen nach Frankfurt fahren zu lassen. Ein solches Angebot würde die Attraktivität der Strecke mit Sicherheit steigern und wäre ein deutliches Zeichen für die Wiederinbetriebnahme des Personenverkehrs.“ so Wölfersheims Bürgermeister Rouven Kötter.

Sein Hungener Amtskollege Klaus Peter Weber ergänzt „Aus unserer Sicht ist es enorm wichtig, diesen Streckenabschnitt als Tor in das Rhein-Main-Gebiet zu erhalten. Durchgehende Züge von Hungen nach Frankfurt wären gerade für die zahlreichen Pendler aus unserer Region in Richtung Rhein-Main-Gebiet ein äußerst attraktives Mobilitätsangebot. Der Kauf der Strecke durch Wölfersheim und Hungen ist ein enorm wichtiger Schritt, um diese Chance zu bewahren." Die beiden Rathauschefs zeigten sich sehr erfreut darüber, dass ihre Gemeindevorstände bzw. Magisträte der gleichen Meinung sind und den entsprechenden Kaufbeschluß auf den Weg gebracht haben. In beiden Kommunen geht der Beschluß nun den weiteren Verlauf in die Gremien zur abschließenden Beschlußfassung. Sobald dann mit der Bahn die letzten juristischen Details abschließend besprochen sind, steht einer zeitnahen Vertragsunterzeichnung nichts mehr im Wege. Wölfersheim und Hungen könnten somit schon bald Eigentümer einer Bahnstrecke sein.

Für Hungen äußerte Bürgermeister Weber den Wunsch, dass sich der Landkreis Gießen analog dem Wetteraukreis an den Kosten für den Kauf beteiligt.

Weber und Kötter sind sich einig, dass auch weiterhin auf allen Ebenen und bei allen zuständigen Institutionen für eine Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Wölfersheim-Södel und Hungen geworben werden muß. "Es ist der klare politische Wille von Hungen und Wölfersheim, den Bahnbetrieb auf der Strecke Wölfersheim-Södel wieder aufzunehmen." so die beiden Bürgermeister abschließend.