Feuerwehrdienst attraktiver gestalten

Feuerwehrförderkonzept stößt auf positive Resonanz
19.09.19 / Gemeinde Wölfersheim

„Jeder, der ehrenamtliche Arbeit in Vereinen leistet oder sich anderweitig in unserer Gesellschaft engagiert, trägt einen wichtigen Teil zum Funktionieren unseres Zusammenlebens bei. In dieser Familie der Ehrenamtlichen nehmen unsere Feuerwehrkameradinnen und –kameraden jedoch einen hervorgehobenen Stellenwert ein. Diese können sich nicht aussuchen, wann sie ihre ehrenamtliche Arbeit leisten, sondern sie sind 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche bereit, ihre Freizeit für die Sicherheit ihrer Mitmenschen zu opfern. Oft riskieren sie dabei ihre eigene Gesundheit.“ erläutert Wölfersheims Bürgermeister Rouven Kötter.

Die Sicherung der Einsatzbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehr stelle jedoch eine immer größere Herausforderung dar. Viele Bürgerinnen und Bürger arbeiten mittlerweile außerhalb der Gemeinde und können daher gerade tagsüber nicht mehr an den Einsätzen in der Gemeinde teilnehmen. Darüber hinaus nennt Kötter den mangelnden Nachwuchs und eine teilweise ungenügende Unterstützung durch Arbeitgeber als Probleme der Freiwilligen Feuerwehren. Um diesen Punkten entgegenzuwirken, hat der Gemeindevorstand ein umfassendes Förderkonzept zur Stärkung, Anerkennung und Sicherung der Einsatzbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehren in der Gemeinde Wölfersheim erarbeitet. Hauptziel ist es, die Attraktivität der aktiven ehrenamtlichen Mitarbeit in der Freiwilligen Feuerwehr zu stärken und somit mehr Nachwuchs zu gewinnen.

Im Zusammenhang mit der Würdigung des Feuerwehrdienstes wird häufig die so genannte Feuerwehrrente diskutiert, so auch vor einiger Zeit in Wölfersheim. Die Einrichtung einer solchen Zusatzrente für aktive freiwillige Feuerwehrleute zielt darauf ab, dass Feuerwehrleute im Alter eine bessere Versorgung genießen und besser abgesichert werden sollen. „Eine solche kostenintensive und mit hohem Verwaltungsaufwand zu betreibende Zusatzrente löst die Probleme unserer Freiwilligen Feuerwehr nicht. Keine junge Frau und kein junger Mann lässt sich für den Dienst in der Feuerwehr begeistern, weil ihn am Ende seiner Dienstzeit im Alter von 60 oder 65 Jahren ein paar Euro Zusatzrente erwarten.“ so Kötter.

Der Gemeindevorstand hat daher in Zusammenarbeit mit der Feuerwehrführung ein Paket geschnürt, das zahlreiche Bausteine umfasst. So wird beispielsweise eine im Kindergarten beschäftigte Brandschutzerzieherin für ihre Tätigkeit mit 10 Stunden pro Monat von ihrem eigentlichen Dienst als Erzieherin befreit. Für diesen Brandschutzerziehungsdienst verfügt die Gemeinde seit kurzem über ein Brandschutzerziehungsmobil, das in Anlehnung an ein ähnliches Fahrzeug in der Fernsehwerbung „Alberto“ getauft wurde und von der Brandschutzerzieherin nun für ihre „Einsätze“ in Kindergärten und Schulen genutzt werden kann.

Neubürger der Gemeinde sollen künftig konsequenter auf die Angebote auch für Jugendliche innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr aufmerksam gemacht werden. Hierzu wird die Gemeinde in Zusammenarbeit mit den Feuerwehren entsprechende Neubürger-Flyer erarbeiten und drucken. Darüber hinaus will man im Rahmen der Wirtschaftsförderung bei Arbeitgebern für eine höhere Bereitschaft zur Freistellung ihrer Mitarbeiter für den Feuerwehrdienst werben. „Gerade Unternehmen profitieren von dem engmaschigen Netz der Freiwilligen Feuerwehren, wie sie nur im deutschsprachigen Raum existieren. Während bei uns in Deutschland davon ausgegangen werden kann, dass Hilfe innerhalb von 10 Minuten am Einsatzort erscheint, sind es z.B. in Großbritannien 30 bis 40 Minuten. Dies führt dazu, dass dort wesentlich umfangreichere bauliche Brandschutzvorkehrungen vorgeschrieben werden. Auch sind die Kosten für Brandversicherung in vielen Ländern wesentlich höher. Das deutsche Hilfesystem sollte also im Interesse aller und besonders auch im Interesse der Wirtschaft erhalten bleiben.“

Die Mitglieder der Einsatzabteilungen werden künftig einige Vergünstigungen erfahren. Beispielsweise erhalten alle Kinder von Mitgliedern der Einsatzabteilung, die in deren Haushalt leben und einen Kindergarten der Gemeinde Wölfersheim besuchen, einen Zuschuss zum Elternanteil der Kindergartengebühren in Höhe von 20 % des Elternanteils.

Sollte die Feuerwehr künftig einmal zu einem eigenen Kameraden zum Einsatz ausrücken müssen, so bekommt dieser für diesen Einsatz die Personalgebühren erstattet, sofern er sie nicht von Dritten ohnehin erstattet bekommt. Auch der Erwerb von Führerscheinen wird künftig intensiver bezuschusst. Allen Mitgliedern der Einsatzabteilung, die einen Führerschein der Klasse C, C1 oder CE erwerben wollen, wird über einen Zeitraum von 10 Jahren ein jährlicher Zuschuss in Höhe von 120 Euro gewährt, sofern sie weiterhin der Einsatzabteilung der gemeindlichen Feuerwehren von Wölfersheim zur Verfügung stehen und die Fahrerlaubnisprüfung erfolgreich abgeschlossen haben. Auch Führerscheinneulinge, die die Klasse B erwerben möchten, bekommen künftig eine Unterstützung seitens der Gemeinde. Einmalig werden hier die zu zahlenden Prüfungsgebühren für die theoretische und praktische Prüfung erstattet. Im Gegenzug verpflichtet sich das Mitglied der Einsatzabteilung, mindestens 2 Jahre im aktiven Dienst einer Feuerwehr der Gemeinde Wölfersheim zu stehen.

Darüber hinaus wird der Wölfersheimer Gemeindespiegel den Mitgliedern der Einsatzabteilung künftig kostenlos zur Verfügung gestellt, die Mitgliedschaft in Sportvereinen mit maximal insgesamt 30 Euro pro Jahr bezuschusst und für die Jugendfeuerwehr der Gemeinde eine Gruppenmitgliedschaft im deutschen Jugendherbergswerk abgeschlossen.

Die Gemeinde Wölfersheim beschäftigt rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern will auch als Arbeitgeber mit gutem Beispiel für andere Wölfersheimer Unternehmen vorangehen. Daher erhalten Mitarbeiter der Gemeinde, die in einer Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Wölfersheim tätig sind, künftig 2 Tage Sonderurlaub pro Jahr. Außerdem möchte die Gemeinde ihre Mitarbeiter dazu animieren, in den Dienst der Freiwilligen Feuerwehren zu treten. Daher bekommen Interessenten für einen zweiwöchigen Grundkurs eine Arbeitsfreistellung. Darüber hinaus soll bei Stellenausschreibungen in Zukunft der Hinweis veröffentlicht werden, dass Bewerbungen von aktiven Feuerwehrleuten mit der Qualifikation Atemschutzgeräteträger/innen besonders erwünscht sind.

Um den Informationsaustausch zwischen Politik und Feuerwehr zu intensivieren, soll der Gemeindejugendwart künftig in das jährliche Jugendforum eingebunden werden und der Gemeindebrandinspektor einmal jährlich in der Gemeindevertretung oder einem zuständigen Ausschuss über den Sachstand und die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehren in Wölfersheim berichten. Gemeindebrandinspektor Roland Bender äußerte in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, in welcher das Konzept beraten wurde, seine Zustimmung: „Wir freuen uns, dass seitens der Gemeinde die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehren mit diesem Konzept weiter und intensiver gewürdigt wird. Sicherlich hätten wir uns noch den einen oder anderen Punkt mehr gewünscht, aber gerade für junge Menschen macht dieses Konzept den Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr attraktiver. Wir danken daher der Gemeinde ausdrücklich für dieses Konzept.“

Im Vorfeld der Konzepterstellung waren die Führungskräfte der Feuerwehr mit Bürgermeister Rouven Kötter im regelmäßigen Austausch. Auch wurde den Fraktionen vorab die Möglichkeit gegeben, ihre Ideen und Vorschläge in das Konzept einzubringen, so dass nun ein umfassendes Paket zusammengestellt werden konnte, das sich eines breiten Rückhalts in Politik, Bevölkerung und Feuerwehren erfreuen kann. Der Haupt- und Finanzausschuss hat das Konzept in seiner letzten Sitzung ausführlich beraten und es der Gemeindevertretung zur Annahme empfohlen. Dort steht es am kommenden Dienstag auf der Tagesordnung.

„Ich danke der Feuerwehrführung in Form der Gemeindebrandinspektoren sowie des Wehrführerausschusses für ihre konstruktive Zusammenarbeit bei der Erstellung dieses Konzepts. Viele Ideen, Vorschläge und Formulierungswünsche konnten in das Konzept eingearbeitet werden. Dieses Konzept löst sicherlich nicht alle unsere Probleme, aber es ist ein großer Schritt in die richtige Richtung, um die Einsatzbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehren auch in Zukunft zu stärken, anzuerkennen und zu sichern.“ so Bürgermeister Rouven Kötter abschließend.