„falscher Bürgermeister“ verteilt Strafzettel

– Echter Bürgermeister erwägt Anzeige
10.10.19 / Gemeinde Wölfersheim

Da staunte eine Fahrzeugführerin nicht schlecht, als sie am 30. Juli im Södeler Weg an ihrem geparkten Auto eine handschriftliche Notiz vorfand: „Hallo! Sie stehen hier im absoluten Halteverbot und behindern den Verkehr! Ausserdem ist die Ausfahrt gegenüber nicht genügend freigehalten! Bitte gesetzeskonform parken! Gruß Bügm. Kötter“

Da sie gar nicht im Halteverbot stand und auch keine Einfahrt zu behindern glaubte, hat sie beim Wölfersheimer Rathauschef Rouven Kötter anfragen lassen, warum er denn einen solchen Zettel an ihre Scheibe gehängt habe. Kötter fiel aus allen Wolken, denn die Straße liegt zwar auf seinem Heimweg vom Rathaus und er ist am besagten Tag auch dort mehrfach vorbeigelaufen, aber einen Zettel hat er nirgends hinterlassen. Die handschriftliche Notiz liegt im Rathaus mittlerweile vor, und schon die Handschrift lässt erkennen, dass hier nicht der echte Bürgermeister am Werk war. Im Gemeindevorstand wurde über eine angemessene Reaktion diskutiert, und man war sich einig, dass dies nicht einfach ignoriert werden könne. Immerhin geht es um mögliche Tatbestände wie Amtsanmaßung und Urkundenfälschung, also keine Lappalien.

„Normalerweise müsste ich den Vorfall sofort zur Anzeige bringen, alleine schon um ein deutliches Zeichen zu setzen. Ich bin aber kein Freund davon, bei jedem Problem direkt zum Anwalt oder zur Polizei zu rennen. Vielleicht war sich der Schreiberling auch der Tragweite seines ‚Strafzettels‘ nicht bewusst. Daher möchte ich die Angelegenheit gerne ohne Anzeige klären. Der Verfasser des Zettels hat zwei Möglichkeiten, die Sache ohne Anzeige aus der Welt zu schaffen: Entweder es geht bis zum 21. August eine anonyme Spende in Höhe von 100,- € beim Schulförderverein ein oder der ‚falsche Bürgermeister‘ meldet sich bis zum 21. August bei mir persönlich und bekennt sich zu seiner Tat. Ich garantiere absolute Verschwiegenheit. Sollte der Verfasser keine der beiden Chancen bis zum 21.8. genutzt haben, dann bringe ich die Angelegenheit zur Anzeige. Ich hoffe jedoch, dass die dadurch entstehende Arbeit allen erspart bleibt und appelliere an den Verfasser des Zettels, eine der gebotenen Chancen zu nutzen, um die Sache aus der Welt zu schaffen.“ erläutert Bürgermeister Rouven Kötter. Die anonyme Spende an den Schulförderverein könne in einem entsprechend beschrifteten Umschlag in den Rathausbriefkasten geworfen oder direkt auf das Konto des Vereins eingezahlt werden (Konto 80002084 bei der Sparkasse Oberhessen 518 500 79).

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