Ein schwebendes Haus?

Das Pfarrhaus in Melbach ist wohl eine der ungewöhnlichsten Baumaßnahmen der Gemeinde in den vergangenen Jahren. Bevorzugt hätte man es abgerissen, womit der Denkmalschutz jedoch nicht einverstanden war. Handeln musste man jedoch, denn das Gebäude stellte eine Gefahr für Fußgänger und Verkehr dar. Es drohte zu einem dauerhaften Gefahrenpunkt in Melbach zu werden. Es gab lediglich zwei Alternativen: Verfallen lassen oder sanieren, wie es jetzt durchgeführt wird. Ein großer Fortschritt ist derzeit nicht erkennbar, die Arbeiten laufen jedoch und sollen in diesem Jahr abgeschlossen werden.
09.10.19 / Gemeinde Wölfersheim

Das Pfarrhaus in Melbach zählt als Einzeldenkmal zu den historisch bedeutendsten Gebäuden in der Gemeinde Wölfersheim. Ein Jahrzehnt dauerte die Auseinandersetzung um die Sanierung des alten Pfarrhauses zwischen der Kirchengemeinde Melbach und den Denkmalschutzbehörden. Eine Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes war für die Kirchengemeinde nicht finanzierbar. Ein Gemeindehaus, für das sich das Gebäude nicht eignete, wurde dringend gebraucht. Im Jahr 2007 wechselte das Gebäude seinen Eigentümer. Die politische Gemeinde kaufte der Kirchengemeinde das Haus im Rahmen eines Tauschgeschäftes ab. Im Parlament wurde oft darüber beratschlagt wie mit dem Gebäude verfahren werden soll. Favorisiert wurde ein Abriss und Neuaufbau. "Uns wäre ein Abriss und Neuaufbau wesentlich lieber gewesen, aber auch eine Gemeinde muss sich an die Festsetzungen der Denkmalschutzbehörde halten." berichtet Bürgermeister Rouven Kötter. Als einzige tragbare Möglichkeit blieb eine Finanzierung mit Mitteln des Sozialen Wohnungsbaus in Kombination mit Mitteln des Denkmalschutzes. Durch diesen Finanzierungsmix hat die Gemeinde unterm Strich Eigenmittel in Höhe von 290.000 Euro zu tragen.

Das Gebäude war zu Beginn der Arbeiten weitgehend baufällig. Die Stahlträger im Keller waren extrem korrodiert und die Balken der Kellerdecke waren von Moderfäule geschädigt. Aus diesem Grund musste der Keller verfüllt werden und dient nun als Fundament. Die Treppe zwischen Erd- und Obergeschoss und die Saumschwellen waren stark vom Nagelkäfer befallen. Ein weißer Porenschwamm hat sich ausgebreitet. Das Erdgeschoss und die Decke zum Oberschoss waren abfällig, das heißt sie konnten nicht erhalten werden. Aus diesem Grund wird das Erdgeschoss derzeit vollständig neu errichtet.

Nachdem das Gebäude vollständig entkernt war, konnte mit den eigentlichen Arbeiten begonnen werden. Hierzu wurde das Obergeschoss zunächst „aufgebockt“. Mit dicken Balken wird der obere Teil des Hauses derzeit noch abgestützt. In drei Abschnitten wurde das Gebälk des Erdgeschosses entfernt und bis zur Zwischendecke untermauert. Diese Arbeiten zogen sich wetterbedingt über einige Wochen. Das Verfahren ist zwar umständlicher als ein Neubau, jedoch die einfachste und kostengünstigste Möglichkeit das Gebäude im Sinne des Denkmalschutzes zu erhalten.

Im nächsten Schritt folgen Zwischendecke und Obergeschoss. Von Obergeschoss und Dachstuhl bleiben alle erhaltenswerten Teile erhalten. Dennoch werden große Teile des Obergeschosses wie das Erdgeschoss gemauert werden. Die Gestaltung der Außenwände erfolgt in enger Abstimmung mit den Denkmalschutzbehörden.

In der Melbacher Bevölkerung munkelt man, dass im Prinzip auf umständliche Weise ein fast neues Gebäude mit altem Dachstuhl entsteht. „Dem kann man nicht zustimmten, denn die erhaltenswerten Teile des alten Pfarrhauses müssen laut Denkmalschutz für die Nachwelt erhalten werden. Der Dachstuhl ist beispielsweise besonders schützenswert.“ berichtet Bauabteilungsleiter Thomas Größer.

Nach der Fertigstellung findet man im Erdgeschoss zwei kleine Wohnungen mit einer Größe von jeweils etwa 38 Quadratmetern, die bequem über eine Rampe erreicht werden können. Die Wohnungen sind bewusst so geplant, dass auch alleinstehende Senioren mit Rollator hier wohnen können. Im Obergeschoss findet man eine großzügigere Etagenwohnung mit einer Größe von 85 Quadratmetern. „Die Abstimmung der Maßnahmen nimmt für die Gemeinde viel Zeit in Anspruch. Die einzige Alternative zu dieser „Sanierung“ wäre jedoch Verfall gewesen. Nicht nur optisch, sondern auch aus Sicherheitsgründen, wäre das für die Melbacher Bevölkerung nicht zumutbar gewesen.“ so Bürgermeister Kötter.