Ein emotionaler Abend über das Leben

Das Dorfgemeinschaftshaus Melbach war bis auf den letzten Platz besetzt. Fast 200 Zuschauer fanden den Weg zur ausverkauften Lesung von Herbert Meyer und Gerhard Wächter am vergangenen Wochenende, die diesmal unter dem Motto "Wie das Leben so spielt" stand. Wie üblich boten die beiden eine breite literarische Palette, die durch musikalische Beiträge ergänzt wurde. Die Arbeit, die sie in das Programm gesteckt haben, wurde von den Zuschauern mit stehenden Ovationen gedankt.
18.09.20 / Gemeinde Wölfersheim

Der Abend begann mit einer instrumentalen Einstimmung von Gerald Reutzel am Piano. Bürgermeister Eike See begrüßte die Gäste im Namen der Gemeinde und dankte allen, die zum Abend beigetragen haben. Besonders jedoch Meyer und Wächter, die sich in unzähligen Stunden auf die Lesung vorbereitet haben. In ihrer Einleitung stellten die beiden pensionierten Lehrer den Ablauf des Abends in aller Kürze vor und bedankten sich für die Unterstützung durch die Gemeinde und den Verein Gemeinsam für Melbach. Der erste Themenblock war dem 200. Geburtstag von Theodor Fontane gewidmet und beinhaltete mehrere Balladen. Eingeleitet wurde er von Bettina Skottke mit dem Lied "Wie ein Glas in meiner Hand" von Petra Pascal. Meyer berichtete von einem Schiffsunglück Wölfersheimer Emigranten und schlug so die Brücke zu Fontanes Ballade "John Maynard", die sie wie die folgende "Brücke am Tay" im Wechsel vortrugen. Nach dem Lied "Momente des Lebens" von Francis Care, das von Thomas Gerlach mit Gitarre gesungen wurde, folgten weitere Balladen, die ebenfalls ungewöhnlich vorgetrugen wurden. So erntete Reutzel mit einer Rap-Version von "Herr von Ribbeck" Beifallsstürme. Zum Abschluss des ersten Programmteils überzeugten Meyer und Wächter mit gekonnt vorgetragenen Versionen des "Erlkönig" und "Der Fischer" von Heinz Erhardt.

In der zweiten Programmhälfte widmeten sich die beiden Vorleser aktuelleren Autoren. Eingeleitet wurde die Programmhälfte durch Nenas Song "Wunder gescheh'n", bei dem Skottke, Gerlach und Reutzel mit mehrstimmigem Gesang überzeugten. Mit gut intoniertem Pfeifen überzeugte Meyer, der selbst immer wieder bei den Liedern im Hintergrund mitsang, beim Titel "Wind of Chance" von den Scorpions. Thematisch widmete man sich zunächst den Verdingkindern in der Schweiz. Neben einem Text von Peter Weber lieferten die beiden auch Hintergründe und Informationen über die vielen Zuhörern vermutlich weitgehend unbekannte Thematik. Es folgten Kurzgeschichten wie "Sturmschaden" aus Christoph Ransmayrs "Atlas eines ängstlichen Mannes" und Textausschnitte wie z.B. aus Robert Seethalers "Ein ganzes Leben". Abgeschlossen wurde der Abend mit Karl Valentins "Mir pressiert's", allerdings in einer Version auf Wetterauer Platt, für die die beiden nicht zuletzt durch ihren lebendigen Vortrag überzeugten. Nach dem Lied "Hurra, wir leben noch" dankte Bürgermeister See gemeinsam mit der Vorsitzenden des Ausschusses für Sport, Kultur, Jugend und Soziales Magda Gerlach den Beteiligten für den abwechslungsreichen und emotionsgeladenen Abend und überreichte Sträuße und Präsente. Mit dem Lied "Dir geht's gut" als Zugabe verabschiedeten sich Herbert Meyer und Gerhard Wächter, und das Publikum dankte ihnen ihre Arbeit mit stehenden Ovationen.

Die nächste Lesung der beiden findet nach aktuellen Planungen im November 2020 statt. Im Programm zum 10-jährigen Jubiläum sollen die Höhepunkte der vergangenen Jahre enthalten sein, und alle bisherigen Musiker werden gemeinsam die Bühne betreten.