Bernhard Hoëcker begeistert in der Mehrzweckhalle
Dazu war auf der großen Leinwand ein zweigeteiltes Zimmer zu sehen, eine Hälfte steril und modern, die andere Hälfte versehen mit Blümchentapeten. Doch bevor er sich mit der Frage auseinandersetzte, ob denn früher wirklich alles besser gewesen sei, half der Comedian, der für seine spontanen Einlagen und seinen ständigen Publikumskontakt bekannt ist, der Zufall. Die Hallenbeleuchtung ging gut eine Minute aus und immer wieder an. „Hier ist eigentlich ein Basketballspiel“, improvisierte er, kam dabei selbst ins Lachen, um schließlich festzustellen: „Jetzt weiß ich, warum ich die letzten zwei Jahre nicht hier her wollte.“
Schon erreichte die Stimmung Höchstwerte. Die steigerte sich noch bei seiner Umfrage, in welchem Jahrzehnt die Besucher denn am liebsten leben möchten. Die Illusion, wie schön es beispielsweise in den 50ern oder 60ern gewesen sei, „zerstörte“ er mit der Bemerkung „Frauen mussten zu der Zeit keine Entscheidungen treffen, das machte alles der Mann“.
Und die Bemerkung, die 80er seien eine geile Zeit gewesen, „unterstützte“ er so: „Da war Deutschland ja auch noch getrennt.“ Auch ungefragt brachten sich die Besucher ein, was Hoëcker aber stets zu kontern wusste. „Ich liebe diese Klassensprecher, die keiner hören will“, meinte er nach einem Zwischenruf. Es waren immer wieder die Improvisationen Hoëckers, die das Auditorium zu Lachanfällen und Beifallskundgebungen hinriss.
Im Verlauf des Abends erklärte er den jüngeren Besuchern den Unterschied zwischen dem Telefonieren mit dem Handy und einem Telefon mit Kabel in den 1980er Jahren: „Die Reichweite betrug zwei Meter fünfzig.“ Seine Hommage an den guten alten Fotoapparat endete mit einer grandiosen Beschreibung der „Dauer-Fotografiererei“ mit dem Handy. „Da verwechselt man schon mal ein Gesicht mit einem Mettbrötchen“, meinte Hoëcker, dessen Erinnerungen an langweilige Dia-Abende so mancher Besucher nachvollziehen konnte. „Nostalgie ist was Anspruchsvolles mit Niveau“, stellte er fest und untermauerte mit oft skurrilen Beispielen immer wieder seine These, dass früher alles entspannter gewesen sei.
Entspannen konnten die Besucher kaum, zumindest was die Lachmuskeln betraf. Unterstützt wurde Hoëcker aus dem Hintergrund von seinem langjährigen Mitstreiter Tobias Zimmermann, der immer wieder passende Bilder auf die Leinwand zauberte, wie kleine Wölkchen, wie bei Hoëckers Erklärung, welche Folgen es haben kann, wenn ein Bild in der „Cloud“ landet und dank Familienzugriff unkontrolliert weiterverbreitet wird.
Ehepaar aus Berstadt dabei
Das Highlight jedoch war seine Suche nach dem am längsten verheirateten Paar. Rita und Klaus-Dieter aus Berstadt sind 57 Jahre verheiratet. Sie erzählten bereitwillig, wie sie sich kennenlernten. „Ich konnte ihn erst nicht riechen“ meinte Rita. Da war selbst Hoëcker für Sekunden sprachlos. „Wir wissen nicht was die Zukunft bringt, sind wir optimistisch. Die Liebe aber wird bleiben und ist essenziell für unser Leben“, meinte er und verabschiedete sich mit einem Liebeslieder-Medley von „Reich mir die Hand“ über 1000-mal berührt“ bis zu „Männer sind Schweine“. Als Zugabe hatte er ein Danke-Lied in petto, in dem er auf die Geschehnisse des Abends, samt Rita und Klaus und den Zwischenrufen, einging, und dazu gestaltete Zimmermann mit den passenden Bildern alles spontan und einfach nur genial.