Zwischen Herzschmerz und Wut
Durch das große Eingangstor betrat man an dem warmen Sommerabend den beschaulichen Hof. Die seitlich verlaufenden Wände waren mit Scheinwerfern angestrahlt und in ein warmes, rötliches Licht gehüllt. Über allem thronte das ebenfalls beleuchtete Wölfersheimer Wahrzeichen, der Weiße Turm. Vor dem bestuhlten Innenraum mit kleinen Tischen, die liebevoll mit Lichtern dekoriert waren, stand die Bühne, auf der die jungen Liedermacher zu hören waren.
Pünktlich um 20.00 Uhr eröffnete Moderator Thomas Gerlach den Abend mit einem Lied über den Weißen Turm, dass, er anlässlich dessen Jubiläum vor wenigen Jahren geschrieben hatte. Anschließend begrüßte Landrat Joachim Arnold alle Anwesenden, unter denen auch Vertreter der Kulturregion FrankfurtRheinMain waren, der die Gemeinde beigetreten ist. Er dankte der Sparkasse Oberhessen, dem Kultursommer Mittelhessen und der Kulturregion für die Unterstützung. Besonderen Dank richtete er an Sebastian Göbel, den Kulturbeauftragten der Gemeinde, und den Eltern Kind Verein, die gemeinsam für die Organisation und Durchführung der Veranstaltung verantwortlich waren.
Im Anschluss kündigte Gerlach den ersten jungen Musiker an. Den Anfang machte Liedermacher Ruben Dietze. Alleine am Piano hatte er es als erster der Künstler sicherlich am schwersten, was ihn nicht davon abhielt, die Zuhörer mit seinen Liedern zu begeistern. Mit 21 Jahren war Dietze der jüngste Teilnehmer. Sein Stil bewegt sich zwischen Pop und Jazz, seine deutschen Texte zwischen Herzschmerz und abstrakteren Motiven. Dieses Jahr erscheint voraussichtlich sein erstes Solo Album.
Weiter ging es mit Felix Waltinger. Nach einer kurzen musikalischen Einleitung auf dem Saxophon begrüßte er das Publikum, und seine Begleitband betrat die Bühne. Neben seinen eher rockigen Songs wie "Feelings" begleitete er sich bei ruhigen Titeln auch nur selbst mit der Gitarre. Im Gegensatz zu den anderen Musikern war Waltinger der einzige, der englische Texte sang. "Ein Freund sagte mal, wenn du einen guten Song schreiben willst, muss darin Butterflys oder so was vorkommen." kündigte er die Ballade Butterflys an, die er gemeinsam mit Nina Gerlach mehrstimmig sang und damit das Publikum gänzlich auf seine Seite zog.
Mit mehreren Instrumenten und Technik stand Theo Langstrof auf der Bühne. Langstrof studiert Musik an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt. Neben Gitarren, Bass und Loopstation (ein Gerät das eine Phrase aufnehmen und wiederholen kann) kam auch sein Flügelhorn zum Einsatz. Mit dabei hatte er auch seine Freundin Rosalie, die ihn gesanglich unterstützte. Seine beschreibenden Texte und einprägsamen Melodien gingen ins Ohr, und ein unerwartetes Solo auf dem Flügelhorn sorgte bereits im ersten Titel für begeisterten Applaus.
Als nächstes betrat Sebastian Göbel gemeinsam mit seiner Band die Bühne, die bereits bei Felix Waltinger im Einsatz war. Kai Knöpp (Gitarre), Nina Gerlach (Backgroundgesang), Jörg Karl (Bass), Gernot Hopp (Schlagwerk) und Felix Waltinger (Saxophon) sorgten für eine dynamische Begleitung. Göbels deutsche Texte schwankten zwischen verliebt, wütend, hoffnungsvoll und aggressiv. Mit starkem Ausdruck und Geste richtete er seine Lieder direkt an die Zuschauer und erzählte seine Geschichten. Mit seinem letzten Titel "Flut und Wind" schaffte er es, auch den letzten der Anwesenden in seinen Bann zu ziehen. Der Song handelt davon, wie schön es ist, unterwegs zu sein, aber vielmehr noch davon, wie schön es ist, wieder zu Hause zu sein.
Abgeschlossen wurde der Abend von der Band Veto. Die Formation besteht aus Rapper Maximilian Brinkmann, Gitarrist und Sänger Jan Frische, Bassist Theo Langstrof und Schlagzeuger Julian Heinz. Die vier Musiker zeigten, was sich musikalisch und textlich Anspruchsvolles unter dem Begriff HipHop verbirgt. Inhaltlich schwankten die Titel zwischen Liedern über Liebe, einer "im Bierzelt vergewaltigten Melodie" oder dem Grund weshalb "Deine Mutter nervt". Nach anfänglichen Hängern im Text des ersten Titels überzeugte Brinkmann als versierter Rapper. Das Publikum dankte es ihm mit Beifallsstürmen.
Thomas Gerlach, der zwischen den einzelnen Programmpunkten die Umbaupausen mit Liedern überspannte, erzählte nicht nur etwas über die Musiker, sondern auch über die Geschichte der modernen Liedermacher. Ein großes Dankeschön richteten alle Beteiligten an die Anwohner, die trotz später Stunde Verständnis für die Veranstaltung hatten. Im Anschluss ließen Musiker und Publikum den Abend bei einem Cocktail der mobilen Cocktailbar von Simone Gerlach oder einem Stück Pizza der Pizzeria Isoletta ausklingen.