Startschuss für Solarpark Wölfersheim
Nach intensiven Beratungen in den gemeindlichen Gremien hat die Gemeindevertretung der Gemeinde Wölfersheim in ihrer gestrigen Sitzung den Startschuss für den größten Solarpark der Region gegeben. Auf dem ehemaligen Kraftwerksgelände am Wölfersheimer See soll auf einem rund 10 ha großen Gelände in Zukunft Strom für rund 1.250 Haushalte produziert werden. Gemeinsam mit der OVAG soll das ambitionierte Projekt bis Ende des Jahres realisiert werden.
Dem ursprünglichen Auftrag der Gemeindevertretung folgend hat der Gemeindevorstand ein umfangreiches Konzept ausgearbeitet. Das rund 10 Mio. Euro teure Projekt soll durch eine noch zu gründende GmbH auf den Weg gebracht werden. Die Gemeinde Wölfersheim und die OVAG Energie AG werden jeweils 50 % an dieser GmbH halten. „Es ist in der Gesellschaftsstruktur gewährleistet, dass nichts im Solarpark ohne Zustimmung der Gemeinde Wölfersheim passiert. Das war eine wichtige Voraussetzung. Die OVAG als unser regionaler Energieversorger verfügt im Bereich Solar über umfassende Erfahrungen. Gerade in jüngster Vergangenheit wurde sehr erfolgreich ein Solarpark mit der Stadt Linden realisiert. Auch wir haben bereits Dächer mit Unterstützung der OVAG mit Solaranlagen bestückt. Nach den Schwierigkeiten mit der Biogas-Anlage gab es durchaus auch Kritik an der erneuten Einbindung der OVAG in ein großes Projekt in Wölfersheim. Die OVAG hat sich in den Gesprächen allerdings als sehr fairer und engagierter Partner gezeigt und konnte durch umfangreiches Fachwissen und Know-how in diesem Bereich punkten. Im Gegensatz zur Biogas-Anlage ist Photovoltaik kein Neuland für die OVAG. Der gemeinsame Solarpark bietet auch eine Chance für die OVAG, in Teilen der Bevölkerung verloren gegangenes Vertrauen wieder zurückzugewinnen. Außerdem darf man nicht vergessen, dass die Gewinne der OVAG als kommunal getragenes Unternehmen wieder hier in die Region fließen und nicht an Aktionäre in Großkonzernen ausgezahlt werden.“ erläutert Bürgermeister Rouven Kötter die Beweggründe für die Einbindung des kommunalen Energieversorgers.
Es ist geplant, dass beide Partner je 10 % der notwendigen Investitionssumme als Eigenkapital zu dem Projekt beisteuern, das heißt, jeweils 1 Mio. Euro. Für die restliche Summe sollen stille Teilhaber gesucht werden. Dies könnten beispielsweise kleinere Stadtwerke der Region, andere Kommunen oder auch Organisationen, wie die Mittelhessische Energiegenossenschaft, sein. Das Fremdkapital soll über örtliche Kreditinstitute finanziert werden, die hierfür auch die entsprechende Bereitschaft erklärt haben. Auch die Bürgerinnen und Bürger sollen die Möglichkeit haben, sich an diesem Solarpark zu beteiligen. Dies wird über einen „Wölfersheimer Energiebrief“ passieren. Juristische und natürliche Personen aus der Gemeinde Wölfersheim sowie Mitarbeiter der Gemeinde Wölfersheim und des OVAG-Konzerns sind berechtigt, Energiebriefe im Wert von 500,00 bis max. 10.000,00 Euro zu erwerben. Insgesamt stehen 1 Mio. Euro für die Bürgerbeteiligung zur Verfügung. Der Zins für die fünfjährige Laufzeit wird noch abschließend mit den beteiligten Banken abgestimmt werden. Bürgermeister Kötter warnte jedoch vor zu euphorischen Erwartungen. „Es soll ein attraktiver Zins angeboten werden, der über die Normalkonditionen für ein Vergleichsprodukt beim jeweiligen Kreditinstitut hinausgeht. In Anbetracht des aktuellen Zinsniveaus will ich jedoch vor überzogenen Renditeerwartungen warnen. Wir befinden uns auf einem historisch niedrigen und nun schon seit längerer Zeit andauernden Zinstiefstand. Hierbei spielen größere Faktoren eine Rolle, die wir in Wölfersheim leider oder zum Glück nicht beeinflussen können.“
Nachdem das Parlament nun dem Projekt zugestimmt hat, hat die Gemeindeverwaltung unverzüglich die weiteren Schritte in die Wege geleitet. Insbesondere gilt es nun, eine Änderung des Regionalen Flächennutzungsplans beim Regionalverband in Frankfurt auf den Weg zu bringen. Bürgermeister Rouven Kötter hat als Mitglied der Verbandskammer des Regionalverbandes bereits alle Akteure vorab über das kommende Projekt informiert und hofft nun auf eine zügige Änderung des Regionalen Flächennutzungsplans. Die offiziellen Anträge wurden unmittelbar am Tag nach Parlamentsbeschluss nach Frankfurt geschickt. Im Mai wird sich die Gemeindevertretung erneut mit dem Projekt beschäftigen, wenn die erste Offenlage des beschlossenen Bebauungsplanes beraten wird. Sollten sich dabei keine gravierenden Hindernisse gezeigt haben und auch seitens des Regionalverbandes Zustimmung signalisiert worden sein, wird dann im Mai/Juni die Projekt GmbH gegründet und ein Dienstleistungsvertrag mit einem projektbegleitenden Ingenieurbüro abgeschlossen. Außerdem wird dann unverzüglich der Bauantrag beim Wetteraukreis gestellt und eine Ausschreibung zur Errichtung des Solarparks angestoßen. Erst dann wird sich tatsächlich zeigen, ob das Projekt realisiert werden kann. Aufgrund der durch die Bundesregierung angekündigten Absenkungen im Bereich der Einspeisevergütung steht das Projekt unter einem Wirtschaftlichkeitsvorbehalt. Es ist sehr sicher, dass die Einspeisevergütung in diesem Jahr und vor Inbetriebnahme des Wölfersheimer Solarparks drastisch gesenkt wird. Experten gehen davon aus, dass diese Einspeise-Vergütungsabsenkungen weitgehend über günstigere Preise bei den Solarmodulen aufgefangen werden können. Sicher weiß man dies jedoch erst nach erfolgter Ausschreibung. „Es ist absolut klar, dass wir dieses Projekt nur dann durchziehen, wenn es auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Sollte sich im Rahmen der Umsetzung abzeichnen, dass das Projekt sich nicht mehr trägt, dann werden wir selbstverständlich mit der OVAG die Notbremse ziehen. Die OVAG hat als fairer Partner für diesen Fall zugesichert, dass sie 50 % der bis dahin aufgelaufenen Planungs- und Projektkosten übernehmen wird. Da sich die Experten jedoch weitgehend einig sind, dass die Absenkung der Einspeisevergütung zu massiven Preisabsenkungen bei den Modulen führen wird, gehen wir momentan davon aus, dass das Projekt Wölfersheimer Solarpark einen wirtschaftlichen Gewinn erwirtschaften kann“. so Bürgermeister Kötter.
„Die Vorbereitung des Wölfersheimer Solarparks war und ist ein enorm aufwendiges und umfangreiches Unterfangen für die Wölfersheimer Gemeindeverwaltung. Ich möchte an dieser Stelle allen Mitarbeitern, die daran mitgewirkt haben und mitwirken, meinen Dank und Respekt ausdrücken. Denn das, was hier geleistet wurde, ist keineswegs selbstverständlich. Unter Berücksichtigung aller Risiken hat die Gemeinde Wölfersheim mit diesem Projekt die große Chance, einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Energiesicherheit zu leisten, dies, verbunden mit einem finanziellen Gewinn für die gesamte Region und insbesondere für die Gemeinde Wölfersheim. Außerdem bieten wir den Bürgern unserer Gemeinde die Möglichkeit zur Teilhabe an diesem zukunftsweisenden Projekt. Chancen und Vorteile dieses ambitionierten Projekts sind es wert, viel Arbeit in das Vorhaben zu investieren und auch die Risiken, die damit verbunden sind, in Kauf zu nehmen. Wir werden weiter mit Hochdruck daran arbeiten, dass am Ende des Jahres 2012 die Sonne dafür sorgt, dass exakt an der Stelle wieder Strom erzeugt wird, wo früher die Braunkohle unsere Region mit Energie versorgt hat.“ so Kötter abschließend.