Solide Finanzplanung auch für 2012
"Die Aufstellung des Gemeindehaushaltes für das Jahr 2012 war ein hartes Stück Arbeit. Wir haben es uns dabei nicht leicht gemacht." begann Bürgermeister Rouven Kötter in der vergangenen Gemeindevertretersitzung. Gewusst habe man, dass 2012 eine Zäsur in der Finanzgeschichte der Gemeinde bringen würde - und dass die Prognosen düster seien.
Entsprechend intensiv haben der neue Finanzfachmann der Verwaltung, Eike See, und alle anderen Beteiligten nach weiteren Einsparmöglichkeiten gesucht. "Wir wollten mit Wölfersheimer Stärke den stürmischen Winden trotzen, die uns aus Kreis, Land und Bund entgegenwehen. Doch am Ende waren wir einigermaßen enttäuscht, denn der Entwurf wies trotz aller Sparanstrengungen ein Defizit auf." so Kötter
Der Grund liegt in den umfangreicheren und vielfältigeren Aufgaben der Gemeinde und der Entwicklung der Zuweisungen und Umlagen in den letzten Jahren. Die Mitarbeiter des Rathauses haben mit einer disziplinierten Mittelanmeldung und ihrer konstruktiven Mitarbeit dazu beigetragen, das drohende Defizit soweit wie möglich zu reduzieren. Trotz der erheblichen Sparanstrengungen schien es aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen und den hohen Abschreibungen nicht möglich, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Erweiterte Aufgaben, wie der gesetzlich vorgeschriebene Ausbau der Betreuung von Kindern unter 3 Jahren, seien mit den gegebenen Mitteln nicht realisierbar. Die Gemeinde wird zu Aufgaben verpflichtet, die Mittel hierfür reichen jedoch nicht aus. Der Rathauschef kam zu der Erkenntnis: "Wir können vor Ort ackern und sparen so viel wir wollen, wir schaffen es nicht mehr, den Haushalt aus eigener Kraft auszugleichen."
Es wäre der erste defizitäre Wölfersheimer Haushalt gewesen, der Gemeindevorstand hatte ihn schon vorliegen. Doch dann kam aus Wiesbaden eine neue Schätzung der Einnahmen aus Schlüsselzuweisungen für 2012. Die bedingten zwar auch eine höhere Schul- und Kreisumlage, doch unterm Strich blieb ein deutliches Plus.
Der Haushalt 2012 sieht nun Erträge von rund 15 Mio. Euro vor. Abzüglich der Aufwendungen ergibt sich ein Überschuss von rund 75.000 Euro. Der Gemeindevorstand saß am Montag direkt vor der Parlamentssitzung zusammen und schickte den neuen, nun doch ausgeglichenen Haushalt einmütig auf den Weg. Trotz der schwierigen Gesamtsituation will Kötter bei den Investitionen nicht den Kopf in den Sand stecken. Gerade jetzt müsse man Geld in die Hand nehmen. Auch die Kommunen seien in der Pflicht, zur Erholung der Wirtschaft beizutragen.
5,1 Millionen Euro sollen im nächsten Jahr investiert werden. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren werde man dafür keine Rücklagen benötigen, sondern die Investitionen aus dem Haushalt finanzieren können. Eine "solide, bodenständige, aber keinesfalls ängstliche" Liste an Investitionen sei im Etat vorgesehen.
Die Ortskernsanierung in Wölfersheim und Södel führe man ebenso fort wie die Dorferneuerung in Wohnbach, wo die "Leuchtturmprojekte" Rathaus und Weed angepackt werden sollen.
Im Brandschutz stünden 180.000 Euro für den Digitalfunk an - auch wenn er, so Kötter, die für "unnötig und unerfreulich" halte, weil die Technik noch "unausgereift" sei, müsse man hier Geld in die Hand nehmen, wenn man eine handlungsfähige Feuerwehr vorhalten wolle. Das Land Hessen zwingt die Kommunen entgegen der Grundsätze der Verfassung zu dieser Anschaffung.
Für mehrere Kinderspielplätze stehen Sanierungen und Neuanschaffungen an, hinzu kommt als Großprojekt der Kindergartenneubau in Berstadt.
Im Bereich Sport wird sowohl bei den Sportplätzen als auch in die Hallen investiert. Es steht die Erneuerung der Heizung in der Turn- und Sporthalle Wohnbach auf dem Plan, in der momentan geschlossenen Gaststätte der Mehrzweckhalle Berstadt werden die Fenster ausgetauscht, in der Halle selbst soll die noch offene Dämmung der restlichen Dachflächen erledigt werden. Im Dorfgemeinschaftshaus Melbach wird eine Erdgastherme eingebaut.
Die Zurverfügungstellung bezahlbaren Wohnraums ist ebenfalls eine kommunale Aufgabe. Im Mietshaus Wingertstraße 20 in Wölfersheim soll daher renoviert werden, die Erbsengasse 4 in Melbach soll nach harten Denkmalschutzrichtlinien saniert werden.
Für die Optimierung der Kläranlage sollen in 2012 150.000 Euro investiert werden. Das Friedhofskonzept sieht vor, einen Friedhof nach dem anderen zum angemessenen Ort der Trauer und des sozialen Treffens umzugestalten.
"Die keineswegs vollständige Auflistung zeigt die Vielseitigkeit des Spektrums an Aufgaben, denen wir uns auch im kommenden Jahr verantwortungsvoll und zuverlässig stellen werden. Der Haushalt 2012 der Gemeinde Wölfersheim ist die richtige Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit. Wir verstecken uns nicht, sondern wir kommen unserer Verantwortung nach und investieren in die Zukunft. Dabei bauen wir keine Luftschlösser, sondern investieren mit Augenmaß und Bodenhaftung. Der Haushalt 2012 steht auf einem soliden Finanzfundament und bietet eine hervorragende Grundlage, um die Entwicklung unserer Gemeinde auch im kommenden Jahr und darüber hinaus positiv zu gestalten." so Bürgermeister Kötter, der seine Rede mit dem für Wölfersheim typischen "Glück auf!" abschloss.
Direkt nach der Präsentation wurde das Zahlenwerk zur weiteren Beratung in die Ausschüsse verwiesen.