Nächster Schritt für mehr Hochwasserschutz
Das Ingenieurbüro hat zu Beginn der Planungen eine Berechnung über das bestehende Kanalnetz erstellt. Dabei wurde die bisherige Vermutung rechnerisch bestätigt, dass im Bereich zwischen der Birkenstraße und der Berstädter Straße ein Engpass besteht. Um diesen zu beseitigen, wurden verschiedene Planungen durchgeführt, wobei auch immer die Auswirkungen auf das übrige Kanalnetz in Wohnbach berücksichtigt werden mussten. Auch wenn die geplante Maßnahme Hochwasserereignisse deutlich unwahrscheinlicher werden lässt - extreme Niederschläge, wie beispielsweise im Mai 2008, können auch künftig noch zu Überlastungen führen. Ein Kanalnetz auf alle Ereignisse vorzubereiten ist weder baulich noch finanziell möglich.
Was wird nun konkret geschehen? Es wird ein neuer Regenwasserkanal von der Ortseinfahrt Birkenstraße bis in den Kreuzungsbereich Berstädter Straße / Kuhweg verlegt. Dieser Regenwasserkanal wird an die bestehende Regenwasserkanalisation angeschlossen, die vom Berggartenweg über den Kuhweg an die Wächtersbachverrohrung führt. Der vorhandene Mischwasserkanal wird einschließlich der Kanalhausanschlüsse erneuert. Außerdem wird der Durchmesser des Mischwasserkanals in der Berstädter Straße erhöht. In der Birkenstraße werden vier zusätzliche Straßenabläufe eingebaut, damit das Wasser besser abfließen kann. Die in der Berstädter Straße vorhandenen Straßenabläufe werden an das Regenwassersystem umgeklemmt. Insgesamt steht dem Wasser nach Abschluss der Bauarbeiten durch den zweiten Kanal und die Erweiterung des bestehenden Kanals mehr als doppelt so viel Raum zur Verfügung.
Durchgeführt werden die Arbeiten von der Firma Geissler aus Kirchhain. Insgesamt kostet die Umgestaltung mehr als 300.000 € und soll bis zum Spätsommer abgeschlossen sein. Über die genauen Planungen wurde mit den Bürgern kürzlich im Rahmen einer Informationsveranstaltung beraten. "Es war uns wichtig, die Anwohner eng mit in die Planungen einzubinden. Viele Bürger haben mit Anregungen zum Hochwasserschutzkonzept in Wohnbach beigetragen. Die Gemeindevertretung hat beschlossen, diese Arbeiten zeitnah zu realisieren und die Hochwasserproblematik in Wohnbach einzudämmen. Davon profitieren alle Wohnbacher Bürger." so Bürgermeister Rouven Kötter.
Da es sich bei dem Gebiet um einen verkehrstechnisch für Wohnbach wichtigen Punkt handelt, mussten in den letzten Wochen einige Gespräche mit Straßenverkehrsbehörden, Polizei, und Verkehrsunternehmen geführt werden, um die Auswirkungen auf den Verkehr zu besprechen. Der Verkehr wird durch den Wohnbacher Ortskern umgeleitet. Hiervon betroffen sind insbesondere die Münzenberger Straße, die Goethestraße, der Kuhweg, der Berggartenweg und die Straße Im Wiesengrund. Die Gemeinde musste hierfür eine Probefahrt mit einem Linienbus durchführen, bei dem Vertreter von Straßenverkehrsbehörde, Polizei und Verkehrsunternehmen anwesend waren. Da eine andere Umleitung nicht möglich ist, hofft man darauf, dass insbesondere Auswärtige Wohnbach für den Verlauf der Bauarbeiten weiträumig umfahren. Auch die Bushaltestelle in der Berstädter Straße muss während der Arbeiten in die Straße "Im Wiesengrund" verlegt werden. "Die Maßnahme wird nicht nur für unmittelbar betroffene Anwohner, sondern auch für alle anderen Wohnbacher Bürger nervenaufreibend sein. Stärkerer Verkehr in den sonst ruhigen Seitenstraßen wird die Geduld der Anwohner strapazieren. Ich hoffe jedoch auf das Verständnis aller Wohnbacher Bürger. Die Baumaßnahme dient allen, aber insbesondere auch denjenigen, die diesen erhöhten Verkehr ansonsten immer vor ihrer Haustür ertragen müssen. Ein paar Wochen Belastung und Einschränkung für anschließend deutlich verbesserten Hochwasserschutz – das sollte es uns wert sein." so Bürgermeister Kötter.
Damit ist das Hochwasserschutzkonzept aber noch nicht erledigt, betont Kötter. Das Retentionbecken im Westen Wohnbachs soll bei den Haushaltsplanungen für die Jahre 2015 und 2016 Berücksichtigung finden. Mit diesem Regenrückhaltebecken soll die Ortslage vor Oberflächenwasser, das auf den umliegenden Feldern anfällt, geschützt werden. Aber auch auf den Feldern selbst soll der Hochwasserschutz forciert werden. Der Runde Tisch mit Vertretern der Landwirtschaft und verschiedener Fachbehörden hat bereits getagt und erste Ergebnisse fixiert. Nun soll noch eine Exkursion zu innovativen Bewirtschaftungsmethoden in unserer Region erfolgen und anschließend eine Vereinbarung getroffen werden. Darüber wird dann auch nochmals in den parlamentarischen Gremien informiert werden. „Zahlreiche Bausteine mit einem gemeinsamen Ziel: Mehr Hochwasserschutz für Wohnbach. Ich hoffe, dass alle Beteiligten verständnisvoll und engagiert mitwirken, damit wir dieses wichtige Ziel für Wohnbach gemeinsam erreichen werden.“ so Kötter abschließend.