„Hört ihr Leute, lasst euch sagen…!“ Nachtwächterrundgang zum Dorfjubiläum

Im Rahmen der 1200-Jahrfeier von Melbach führte der Verein „Gemeinsam für Melbach“ eine weitere erfolgreiche Veranstaltung durch. Eine große Besucherzahl hatte sich zum Nachtwächtergang durch den alten Ortskern von Melbach eingefunden und folgten dem Nachtwächter Volker Zorn und dem Erzähler Karl-Ernst-Kunkel auf ihrem Weg vorbei an 11 Standorten der Ortsgeschichte Hier erfuhren die Besucher auch, dass der Beruf des Nachtwächters in seiner Zeit wenig Achtung erfuhr und in Melbach bis in das Jahr 1910 ausgeübt wurde.
17.04.18 / Gemeinsam für Melbach e.V. - 1200 Jahre Melbach

Angereichert mit zahlreichen spannenden Informationen und Anekdoten aus der Ortsgeschichte, lieferten sich beide Darsteller auch ein lebhaftes und humoristisches Rededuell. Drei besondere Spielszenen waren in den Dialog im Laufe der Streckenführung eingeflochten. So empörte sich ein braver Bürger (Manfred Schmitt) über den ungebührlichen Lärm auf der nächtlichen Straße, indem er seinen Nachttopf samt Inhalt aus dem Fenster auf die Straße entleerte. Am Haag erwischte der Nachtwächter einen „Blind- oder Fremdgänger“ (Eginhard Philippi), der nach einem Rendezvous auf dem nächtlichen Haag, der früher außerhalb der Besiedlung lag, auf der Flucht vor dem betrogenen Ehemann. In der Ortsmitte entwickelte sich ein heftiger Disput zwischen dem Nachtwächter und einer Anwohnerin(Heike Marloff), deren Huhn von einer anscheinend rücksichtslosen Autofahrerin (Magda Gerlach) überfahren wurde. Auf die ungläubige Frage des Nachtwächters, dass solch ein Huhn doch jedes Motorengeräusch fliehen würde, stellte sich heraus, dass die Autofahrerin in einem lautlosen Elektroauto unterwegs war. Der Nachtwächter (Volker Zorn) verurteilte sie daraufhin, kraft seines Amtes, zu Strafarbeiten im Stall des Wellerschen Hofes.

Inmitten des mehr als zweistündigen Rundgangs wurden große Fackeln verteilt, die die Szenerie in der Ortsmitte in ein sehr atmosphärisches Licht tauchten, fiel doch wenige Minuten später tatsächlich der elektrische Strom aus und die Teilnehmer konnten sich gut in die stromlose Zeit vor mehr als 100 Jahren zurückversetzen, denn die Elektrifizierung begann in Melbach erst im Jahr 1913. Der OVAG sei hier besonders für die Möglichkeit einer inszenierten, zeitweiligen Stromabschaltung unter der Absprache von Magda Gerlach gedankt. Letzte Station der nächtlichen Erlebnisreise in die eigene Vergangenheit waren der mittelalterliche Felsenkeller, der seit 2017 wieder zugänglich ist und der auch an diesem Abend bei den Besuchern Erstaunen und Bewunderung hervorrief. Der jetzige Besitzer der historischen Keller, Michael Heuser, hatte dankenswerter Weise seinen Keller für die Gäste geöffnet.

Am Ende des Rundgangs bedankte sich der 1. Vorsitzende, Karl-Ernst Kunkel, bei den zahlreichen Gästen für die große Resonanz, den Vereinsmitgliedern für ihre Organisation und die Durchführung der Veranstaltung und Wolfgang Weller und Thomas Gerlach für die drahtlose, technische Unterstützung und lud zu einem vorbereiteten Imbiss und Umtrunk, der in dem Unkostenbeitrag enthalten war, auf den Kirchhof ein. Weitere Veranstaltungen im Rahmen des Dorfjubiläums folgen in den nächsten Wochen und Monaten. So wird am 29. April die akademische Feier mit einem Gottesdienst, der Baumpflanzung einer neuen Dorf-Kastanie auf dem Kirchhof und einem Rahmenprogramm im Dorfgemeinschaftshaus durchgeführt.