Mit Kunst gegen Schmierereien
In dunklen Nächten sind sie oft unterwegs und hinterlassen ihre Spuren auf Bauwerken, Zügen, in Tunneln oder auf anderen Flächen. Fast jeder etwas unbeobachtete Ort kann sich so zu einer Leinwand entwickeln. Oft entstehen so wahre Kunstwerke, oftmals jedoch nur wilde Schmierereien. Dem will die Gemeinde Wölfersheim nun entgegenwirken. "Wir schaffen Raum für Kunst und vermindern somit die Flächen, auf denen wild geschmiert wird." beschreibt Bürgermeister Rouven Kötter die Idee.
Bereits im vergangenen Jahr wurde eine Wand in Zusammenarbeit mit der Singbergschule umgestaltet. Erstmals wurden nun von der Gemeinde zwei Künstler beauftragt, um eine Unterführung in Södel ansprechend zu gestalten. Es handelt sich dabei um Viktor Sobek und Sebastian Höger. Sobek kommt gebürtig aus Wölfersheim und studiert gemeinsam mit Höger an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle. Mit ihrem Motiv haben sich die beiden dafür entschieden Wölfersheim darzustellen. Auf der linken Seite des Bildes ist ein Braunkohlebagger zu sehen, mit dem die Häuser um den großen "Weißen Turm" mit Energie versorgt werden. Rechts der Häuser ist der Wölfersheimer See zu finden, der in letzter Zeit immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. "Die Bank am See, die gemalt wurde, soll die Bank sein, auf der sich jeder Bewohner sitzen sieht." beschreibt Sobek das Werk.
Auch wenn besorgte Wölfersheimer Bürger während der Entstehung die Polizei informiert hatten, fand das Projekt schon vor seiner Fertigstellung breiten Zuspruch. Spaziergänger waren begeistert von der farbenfrohen Gestaltung der Wände und noch mehr dann vom fertigen, fast fotorealistischen Bild. Den meisten wurde hierbei schon klar, dass es sich um etwas anderes als Schmierereien handelt. "Ich bin mir sicher, dass eine so gestaltete Wand nicht wieder beschmiert wird. Angesichts der durchweg positiven Resonanz und der nachhaltigen Wirkung eines solchen Gemäldes wird das sicher nicht die letzte öffentliche Leinwand in Wölfersheim sein. Wir können es nicht unterdrücken, dass junge Menschen sich auf diese Art und Weise ausdrücken wollen. Wir können es aber in gezielte Bahnen lenken. Es ist klar, dass wir in Wölfersheim nicht jedem erlauben können Wände der Gemeinde zu bemalen. Bei professionellen Graffitis handelt es sich jedoch um eine Form der Kunst, die unterstützt werden sollte." so Kötter. Aus diesem Grund sei für das kommende Jahr ein Workshop mit Jugendlichen angedacht, bei dem weitere Wände gestaltet werden sollen. Künstler, die gerne eine Wand in Wölfersheim gestalten möchten, können sich an die Gemeinde wenden. Als Ansprechpartner steht Sebastian Göbel unter der Rufnummer 06036 / 9737-16 und per Mail an [email protected] zur Verfügung.