Menschen die Brücken bauen!
Seit etwas über einem Jahr wohnen in Wölfersheim, zusätzlich zu der seit Jahren bestehenden Unterkunft des Wetteraukreises, auch Flüchtlinge in kommunalen Wohnungen, zur Zeit insgesamt 57. Ein Runder Tisch leistet seitdem wertvolle Arbeit mit ca. 20 ehrenamtlichen Helfern als „Paten“. Unterstützt werden sie von den Pfarrerinnen, Pfarrern und Vertretern der Wölfersheimer Kirchengemeinden, den Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung, sowie Mitarbeitern vom Dekanat Wetterau, der Diakonie und der für Wölfersheim zuständigen Sozialarbeiterin vom DRK. Bei regelmäßigen Treffen des Runden Tisches „Willkommen in Wölfersheim“ wird Organisatorisches besprochen und es werden Problemlösungen gefunden. Die Paten übernehmen bisher schon viele Aufgaben: ehemalige Lehrer und Pädagogen der Singbergschule unterrichten in ihrer Freizeit Flüchtlinge in Deutsch. Paten begleiten ihre Schützlinge bei für uns ganz alltäglichen Dingen, wie Arztbesuche und Behördengänge oder übernehmen Fahrdienste zu solchen Anlässen. Einige der Asylbewerber engagieren sich schon in Wölfersheimer Vereinen als Fußballer oder Tischtennisspieler. Sie sind zum Teil qualifiziert und wollen lernen und arbeiten. Die erlernten Berufe reichen vom Elektriker über Farmhelfer bis zum Bäcker, und einer gar hat Bücher über Frauenrecht und Soziologie geschrieben. Doch leider dürfen sie während des laufenden Asylverfahrens nicht arbeiten, sondern lediglich Beschäftigungsgelegenheiten bei gemeinnützigen Einrichtungen wahrnehmen. So hat bereits außer der Wölfersheimer Gemeindeverwaltung im Bereich Bauhof und Objektbetreuung auch die Kirchengemeinde Berstadt solche Beschäftigungsgelegenheiten geschaffen.
Die Teilnahme der Flüchtlinge am Markt der Region war ein Erfolg auf ganzer Linie. Sie präsentierten leckere Köstlichkeiten aus den verschiedenen Heimatländern. Der Stand auf dem Markt brachte Kontakt. Solche Begegnungen helfen enorm, Vorurteile und Berührungsängste abzubauen und das Sicherheitsgefühl beider Seiten zu stärken. Viele Wölfersheimer haben großes Verständnis für die Arbeit der Helfer und für die Initiative zahlreicher Privatpersonen, der Kirchen und der Gemeinde. Diese Solidarität liegt nicht nur im Interesse unserer neuen Mitbürger.
Aber darüber hinaus braucht der Runde Tisch weitere Helfer, die sich engagieren und mit ihrer Hilfe auch andere Paten ein Stück weit entlasten. Denn ist das Engagement auf viele Schultern verteilt, dann trägt es sich leichter. Die Zahl der zugewiesenen Flüchtlinge ist gegenüber dem letzten Jahr deutlich gestiegen und wir erwarten für dieses Jahr weitere Menschen in Not. Die Mitbürger, die sich bisher dankenswerterweise so engagieren, brauchen weitere Unterstützung. Dafür werden Menschen gesucht. Menschen, die den Flüchtlingen Brücken bauen, um an unserer Gesellschaft teilzuhaben. Menschen, die Kontakte in Vereine haben bzw. herstellen können, um die Flüchtlinge in unser gesellschaftliches Leben zu integrieren. Die Gründe, die Menschen in die Flucht getrieben haben, wiegen schwer. Sie heißen Krieg, Verfolgung und Existenzgefährdung. Niemand setzt sich leichtfertig nachts in ein marodes Boot, wissend, dass der Tod droht. Niemand setzt alles aufs Spiel, lässt alles los – Heimat, Besitz, Familienangehörige – und das alles nur in der Hoffnung auf den Bezug von Sozialleistungen. Wer Asyl sucht, sieht darin oft die letzte Überlebenschance. Die Asylsuchenden kommen aus Ländern, in denen fortlaufend Menschenrechtsverletzungen, Kampfhandlungen und Anschläge auf der Tagesordnung stehen, wo Anschläge, gezielte Verfolgungen, religiös motivierte Gewalt und Machtkämpfe täglich zivile Opfer fordern. Die Bilder der Bootsflüchtlinge und tausende Ertrunkene sind allen aus den Nachrichten tagtäglich vor Augen. Auch die der Gemeinde Wölfersheim zugeteilten Flüchtlinge haben schwere Schicksale hinter sich. Die meist noch jungen Leute haben in ihrem Leben schon sehr viel Leid erleben müssen und haben es unter den widrigsten Umständen hierher geschafft. Diese verzweifelten Leute aufzunehmen und ihnen zu helfen, hier ein menschenwürdiges Leben zu führen, ist eine menschliche und soziale Verpflichtung.
Dringend gesucht sind helfende Mitmenschen bei/mit
• Fahrdiensten zu Ärzten, Behörden u.ä. Wer hat vormittags Zeit und kann ab und zu eine Fahrt übernehmen?
• Fahrdienst zur Friedberger Tafel alle zwei Wochen, um Lebensmittel abzuholen
• Aufbau einer „Fahrradwerkstatt“: „Schrauber“, die sich mit Fahrrädern auskennen, und Flüchtlinge anleiten, kleine Reparaturen und Reifenwechsel selbst vornehmen zu können.
• gärtnerischen Fähigkeiten, die Flüchtlinge unterstützen, im Garten der Unterkünfte Obst und Gemüse anzubauen.
• Unterstützung in den Deutschkursen
Der erste Kontakt zu den Flüchtlingen wird über erfahrene Paten hergestellt, die mit Rat und Unterstützung zur Seite stehen.
Es gibt zahlreiche Brücken zu bauen. Interessierte melden sich bitte bei der Gemeindeverwaltung, Herrn Markus Herrmann Tel. 06036-973715, E-Mail: [email protected], Zimmer 27 im Rathaus oder Frau Martina Schmitt, Tel. 06036-973730, E-Mail: [email protected], Zimmer 14 im Rathaus.
Für erste Informationen können Sie auch gerne am Treffen des Runden Tisches am Donnerstag, den 28. Mai 2015 um 20.00 Uhr in den Vereinsräumen der Wetterauhalle teilnehmen. Sie sind herzlich willkommen.