Letzte Ruhe an der Buche
Bei den beiden Herren handelt es sich um Bürgermeister Rouven Kötter und seinen Mitarbeiter Markus Klopsch, der im Rathaus als Fachbereichsleiter für die Friedhöfe zuständig ist. Viel Arbeit, reichlich Bürokratie und einige offene Fragen haben die beiden noch vor sich, denn in einem Teil des Södeler Waldes soll ein Waldfriedhof entstehen. Um eine Waldruhestätte, wie der Friedhof im Behördendeutsch heißt, zu betreiben, gilt es einiges zu beachten. Naturschutz und Landschaftsplanung müssen berücksichtigt werden, und selbst der Waldboden nördlich des bestehenden Parkplatzes wurde vom Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie auf seine Eignung untersucht. In der nächsten Sitzung der Gemeindevertretung soll die Bauleitplanung für das Gebiet beschlossen werden, und danach müssen Behörden und Bürger im Rahmen einer Offenlage Gelegenheit haben Stellung zu nehmen. Danach kann es mit den Details weiter gehen. Die Satzungen der Gemeinde müssen angepasst, und ein Plan für die Belegung muss auch noch ausgetüftelt werden.
„Der Waldfriedhof ist für mich ein sehr wichtiges Projekt. Die bestehenden Friedhöfe in unseren Ortsteilen sollen künftig weder aufgegeben, noch vernachlässigt werden. Der Waldfriedhof soll lediglich ein weiteres Angebot darstellen. Eine Bestattung im Wald ist sicherlich nichts für jeden - für viele kann dies jedoch eine interessante, naturnahe Alternative zur herkömmlichen Bestattung sein. Der Wald strahlt eine natürliche Ruhe und Würde aus. Viele begrüßen das Vorhaben, aber leider gibt es auch einige Vorurteile.“ erzählt Kötter, der regelmäßig auf das Thema angesprochen wird. „Oftmals wird ein solcher Friedhof als günstige Alternative zu einem normalen Friedhof gesehen, und Leute denken, es handelt sich um anonyme Bestattungen. Beides ist nicht der Fall.“ so Kötter. Durch die Pflege des Waldes sind die Kosten etwa vergleichbar mit einem Grab auf einem „normalen“ Friedhof. Meist sind an den Bäumen kleine Tafeln mit den Namen der Verstorbenen zu finden. Auf diese kann jedoch auch verzichtet werden. Durch die Nummerierung der Bäume können die Angehörigen jedoch nachvollziehen, wo ein Verstorbener beigesetzt wurde. Grabschmuck und Grabsteine sind in einem Waldfriedhof nicht erlaubt. Lediglich an einer Hinweistafel am Eingang und den kleinen Tafeln an den Bäumen lässt sich erkennen, dass es sich um einen Friedhof handelt.
„Hier haben wir den Andachtsplatz geplant.“ wirft Klopsch einige Schritte weiter ein und erläutert, wie es aussehen könnte. „Dort könnte man einen kleinen Altar errichten und rundum Sitzgelegenheiten. Passend zum Wald soll alles mit natürlichen Materialien wie Holz und Naturstein gestaltet werden. Damit wären Beisetzungen und Trauerfeiern wie auf einem Friedhof möglich.“
Gründe, sich oder einen Angehörigen in einer biologisch abbaubaren Urne am Fuß eines Baumes bestatten zu lassen, gibt es reichlich. Die alternative Bestattungsform bietet die Nähe zur Natur und kann somit dem Leben der Verstorbenen gerecht werden. Viele, die sich für einen Waldfriedhof entscheiden tun dies jedoch auch aus Sorge um die Angehörigen, denen man nach dem Tod nicht zur Last fallen will. Grabpflege gibt es in einem Waldfriedhof keine, denn die übernimmt die Natur. Neben einzelnen Gräbern kann ein Baum auch von Partnern genutzt werden. Bis zu acht Urnen könnten so an einem Baum beigesetzt werden, was auch Familien und Freundschaftsgräber möglich macht. „Mit dem Waldfriedhof im Södeler Wald schaffen wir ein attraktives Angebot für Bürger, die eine alternative, naturnahe und würdevolle Bestattungsform suchen. Bis die ersten Urnen beigesetzt werden können, wird es noch ein paar Monate dauern, wir haben jedoch auch noch viel Arbeit vor uns. Die Gemeindevertretung wird in ihrer kommenden Sitzung über die Bauleitplanung abstimmen, und wenn dieses Verfahren abgeschlossen ist, können die weiteren Arbeiten beginnen.“ so Kötter.