Lachen Sie, morgen gibt es nichts mehr zu lachen!
Da gab es zum Beispiel Emils Mutter. Sie ist verzweifelt. Emil trödelt jeden Morgen und ist zu spät dran, um den Bus noch zu erreichen. Verträumt schaut er in die Tasse vor sich auf dem Tisch und die Minuten verziehen. "Emil, du kommst zu spät, ich will dich nicht fahren" hört er immer wieder von seiner aufgebrachten Mutter. "Du kommst zu spät" hört er beim verträumten Blick in den Kühlschrank. Immer und immer wieder. Erst in letzter Minute realisiert er "Mist, ich komme zu spät" und eilt hastig zum Bus, von dem er nur noch die Rücklichter sieht. Just in diesem Moment fährt langsam ein Auto vor und er steigt ein. "Ich hab' dir ja gesagt, du kommst zu spät" kommentiert die vorausschauende und stets bemühte Mutter. Rogges Rat in diesem Fall war sehr einfach. "Gehen Sie an den Kühlschrank, holen Sie den Rest der Flasche Wein vom Vorabend heraus und trinken Sie sie leer. So dürfen Sie definitiv nicht mehr fahren, und ihr Kind muss lernen, selbst Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen." Dies ist sicher nur eines der Beispiele, mit denen Rogge den Eltern im fast voll besetzten Dorfgemeinschaftshaus den Spiegel vor Augen gehalten hat.
Nach einer kurzen Begrüßung durch die im Rathaus für Kinderbetreuung zuständige Fachbereichsleiterin Nicole Lehmann zog Rogge die Mütter und Väter geschickt in seinen Bann. Von ernsten und provozierenden Aussagen gelang es ihm, eine Brücke zum Kern seines Vortrags zu bauen. "Erziehung hat zu tun mit Lachen, mit Humor, mit Leichtigkeit. Manchmal kann man nicht lachen. Manchmal ist man fertig. Manchmal fragt man sich, womit hab ich das verdient? Ich bin doch nun wirklich bemüht , ich besuche Vorträge. Kinder finden Eltern ätzend, die zu Erziehungsvorträgen gehen, und das auch noch ankündigen. Das Schlimmste sind jene Eltern, die lt. Rogge bei seinen Vorträgen auch noch mitschreiben. Eltern – von Rogge gerne auch als pädagogisch hyperaktiv genannt - , die an seinen Lippen hängen, und auf "den Tipp" warten. Einen Tipp bekamen die Zuschauer sofort: „ Lachen sie. Morgen gibt es nichts mehr zu lachen, und am schrillen Lachen ihrer Sitznachbarin erkennen sie, ihr geht es noch dreckiger." Mit seinen lebendigen Ausführungen sorgte er dafür, dass die Mütter und Väter sich und ihre Kinder immer wieder selbst erkannt haben und es schwer wurde, seinen Vortrag ohne Lachen zu überstehen.
Die Veranstaltung wurde von der Gemeinde Wölfersheim als Ergänzung des Kinderkulturprogramms angeboten. Eltern aus Wölfersheim zahlten einen stark vergünstigten Eintritt. "Es war eine Freude Herrn Dr. Rogge zuzuhören. Auf eine höchst amüsante Weise bekamen wir immer wieder den Spiegel vor Augen gehalten und zeitgleich lieferte er uns wertvolle Erziehungstipps. Der Abend war eine echte Bereicherung für die Angebote der Gemeinde, aber in erster Linie für die Eltern. Ich danke allen, die diesen Abend möglich gemacht haben. Ich bin mir sicher, dass wir auch in den nächsten Jahren interessante Vorträge anbieten können." ist sich Fachbereichsleiterin Nicole Lehmann sicher. Im Rahmen des Wölfersheimer Kulturprogramms wurde die Veranstaltung von der Bäckerei Hinnerbäcker als Premium Kultursponsor der Gemeinde unterstützt. Die Buchhandlung Bindernagel stellte einen Büchertisch zur Verfügung, ein Teil der Einnahmen kam den Kitas zu Gute. Gleiches gilt für die Einnahmen aus der Bewirtung, die von den Elternbeiräten der Kitas durchgeführt wurde.