Kötter: "Gestank kann nicht akzeptiert werden"
Wölfersheims Bürgermeister Rouven Kötter geht mit einem ausführlichen Brief, der im kommenden Mitteilungsblatt der Gemeinde veröffentlicht wird, in die Informationsoffensive in Sachen Gestank in Berstadt. „Momentan stinkt es teilweise gewaltig in Berstadt und darüber hinaus, das ist nicht wegzudiskutieren.“ begründet Kötter sein Schreiben.
Hier entsteht der Gestank – Betriebsanlage der Biokraft in Berstadt
„Ich verstehe daher völlig, wenn sich betroffene Bürgerinnen und Bürger beschweren. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass sich auf dem Gelände der Firma Biokraft im Industrie- und Gewerbegebiet Berstadt phasenweise ein sehr beißender und äußerst unangenehmer Geruch entwickelt. Ich habe mich daher persönlich mit den Verantwortlichen getroffen und Druck ausgeübt. Ich kann und will nicht akzeptieren, dass es weiterhin in Berstadt so gewaltig stinkt!“
Da die öffentliche Diskussion momentan sehr emotional geführt wird und auch zahlreiche Falschinformationen im Umlauf sind, informiert Kötter zunächst sachlich, wo und wie genau der Geruch entsteht: Die Firma Biokraft verarbeitet am Standort Berstadt Holz. Die Ansiedlung des Unternehmens wurde parteiübergreifend begrüßt und beschlossen. Eingehende Holzlieferungen werden geschreddert und anschließend gesiebt. Die daraus entstehenden groben Holzhackteile werden in Offenbach in einem Holzhackschnitzelkraftwerk verbrannt. Das feine Restholz wird auf dem Gelände in Berstadt gehäuft, gelagert und anschließend weiterveräußert. Beispielsweise kann dieses feine Holz als Zumischung für Gartenerde oder ähnliches verwendet werden. Der Geruch entwickelt sich im Bereich des feinen, gelagerten Holzes. Etwas anderes findet auf dem Gelände nicht statt. Die Firma Biokraft musste sich für diesen Prozess die aufwendigste Genehmigung einholen, die es in Deutschland gibt: Die so genannte BImschG-Genehmigung (Bundes-Immissionsschutzgesetz).
Der Wölfersheimer Rathauschef versichert, dass er auf der Seite der betroffenen Bürgerinnen und Bürger steht und geht auch auf die Lösungsansätze ein, deren Umsetzung ihm der Biokraft-Geschäftsführer, Herr Zimmermann, zugesagt hat:
„1. Kurzfristig wird der Lagerbestand reduziert. Nach der einfachen Gleichung „Weniger Holz = weniger Gestank“. 2. Ebenfalls kurzfristig werden die Abläufe vor Ort optimiert, um die Lagerzeiten zu reduzieren. Je kürzer das feine Holz vor Ort gelagert wird, desto weniger Zeit hat es, Geruch zu entwickeln. 3. Im April beginnt die Firma mit dem Bau der zwei Hallen, die Teil der Genehmigung waren. Eine Halle entsteht entlang der Landesstraße, eine in Richtung Industriegebiet. Die Hallen sind rundum geschlossen und lediglich zum Hof hin geöffnet. Dieser Gebäuderiegel soll den Geruch weitgehend abfangen. Die Hallen werden laut Zusage von Herrn Zimmermann bis zum Sommer dieses Jahres fertig gestellt.“ so Kötter.
Kötter denkt jedoch noch einen Schritt weiter: „Sollten diese Maßnahmen zu keiner signifikanten, ausreichenden Reduzierung der Geruchsbelästigung führen, dann werden wir als Gemeinde Wölfersheim nicht zögern, über das Regierungspräsidium auf eine Überprüfung der Betriebserlaubnis zu drängen und den Druck auf die Firma Biokraft somit weiter zu erhöhen.“ Die Einbindung des Regierungspräsidiums wäre notwendig, da die Gemeinde Wölfersheim keine ordnungsrechtlichen Möglichkeiten hat, selbstständig gegen das Unternehmen vorzugehen, falls die Maßnahmen nicht zum Erfolg führen.
In der öffentlichen Debatte wird die Biokraft-Problematik häufig mit der geplanten Biogasanlage vermischt. Dazu Kötter: „Der Gestank kommt von der Firma Biokraft und hat nichts mit der von der OVAG geplanten Biogasanlage zu tun.“ Auch dieses Projekt wurde parteiübergreifend begrüßt und beschlossen. Die Anlage wird überwiegend mit Mais aus der Region betrieben. Darüber hinaus können auch andere Stoffe im Rahmen des Gesetzes für Erneuerbare Energien dort beigemischt werden. Betreiber der Anlage und somit zuständig für die Einhaltung aller Auflagen wird eine Tochtergesellschaft der OVAG sein.
„Eine Geruchsbelästigung, wie wir sie momentan seitens der Firma Biokraft zu spüren bekommen, ist beim Betrieb einer Biogasanlage keineswegs zu erwarten. Jeder Geruch, der aus dem geschlossenen System entweicht, bedeutet für die OVAG weniger Gewinn, denn das Gas soll ja aufbereitet und ins Gasnetz eingespeist werden. Die OVAG hat selber ein großes Interesse daran, dass die Anlage keinen Gestank, sondern Geld und Arbeit in der Region verbreitet und dabei unser Klima schont. Es verdient dabei keineswegs nur die OVAG, sondern auch zahlreiche Landwirte und letztlich jeder Bürger der Gemeinde Wölfersheim: Durch das Grundstücksgeschäft und später zu erwartende Gewerbesteuereinnahmen kommt Geld in die Gemeindekasse. Geld, das wir wiederum verwenden können, um unsere Hallen für Vereine und Familienfeiern zu unterhalten oder auch um beispielsweise einen neuen Kindergarten in Berstadt zu bauen.“ erläutert Kötter.
„Wie Sie aus meinen Schilderungen entnehmen können, nehme ich die Geruchsproblematik und die für alle Betroffenen damit einhergehende Einbuße in der Wohnqualität sehr ernst. Ich verstehe ihre Verärgerung absolut und hoffe, dass wir dieses Ärgernis möglichst bald aus der Welt schaffen können. Bei allem Verständnis für die vorhandene Verärgerung appelliere ich jedoch an alle Betroffenen und werbe um einen fairen und sachlichen Umgang miteinander. Beschuldigungen und Beleidigungen in der Presse oder auch auf direktem Wege helfen uns keineswegs weiter. Gemeinsam mit dem Gemeindevorstand suchen wir parteiübergreifend nach Lösungen im Interesse der Bürgerinnen und Bürger.“ fordert Kötter „Ich stehe für eine faire und sachliche Auseinandersetzung. Das Ziel ist jedoch klar: Der Gestank muss verschwinden! Dafür will und werde ich gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgen kämpfen!“