Glasfaserausbau - Zwischen Frustration und Lichtblicken
„Als Gemeinde können wir dabei wenig ausrichten. Wir warten selbst darauf, dass unsere Immobilien mit schnellem Internet versorgt werden. Der Ausbau erfolgt eigenwirtschaftlich durch ein Unternehmen und als Gemeinde haben wir nur bedingt Einfluss. Wir versuchen zu vermitteln und zu informieren, wo es möglich ist, aber auch dabei gibt es Grenzen,“ berichtet Bürgermeister Eike See.
Die Glasfaserbranche steht generell unter Druck: Die Kosten für Materialpreise, Tiefbau und Kapital sind in den letzten Monaten gestiegen. Unternehmen mussten Insolvenz anmelden oder um diese abzuwenden Kosten einsparen. Nach der langen Pause der Arbeiten kam auch in Wölfersheim das Gerücht auf die GVG-Glasfaser, deren Tochter Teranet in Wölfersheim ausbaut, ist insolvent. Dem war jedoch nicht so. Das Unternehmen hat Stellen abgebaut, um wirtschaftlicher zu arbeiten und erst kürzlich konnte GVG verkünden weitere 80 Millionen Euro von ING, KfW und Nord/LB für ihre Ausbauprojekte zu erhalten.
Inzwischen laufen die Arbeiten in Wölfersheim wieder und bundesweit konnten zahlreiche Hausanschlüsse fertiggestellt werden. Die hohe Anzahl an neuen Anschlüssen führt jedoch auch zu vielen Rückfragen und zu einer Überlastung der Hotlines. „Die Situation ist nicht nur belastend für die Kundinnen und Kunden, sondern auch für uns. Wenn die Menschen in der Hotline niemanden erreichen, wenden sie sich verärgert an die Gemeindeverwaltung. Wir können allerdings in den wenigsten Fällen weiterhelfen,“ berichtet Bürgermeister See.
Eine Frage, die häufig an die Gemeinde herangetragen wird ist der Umgang mit bestehenden Verträgen. Viele haben noch einen laufenden Vertrag mit einem anderen Anbieter abgeschlossen, um die Zeit bis zum neuen Glasfaseranschluss zu überbrücken. Die GVG-Glasfaser verweist hierbei auf die gesetzlichen Regelungen des Telekommunikationsgesetztes. Anders als bisher verlängern sich die meisten Mobilfunk- oder Internetverträge nach Ablauf der Vertragslaufzeit automatisch um jeweils einen Monat und können somit kurzfristig gekündigt werden. GVG-Gebietsleiter Martin Pfeifer berichtet hierzu, dass Kunden, die einer Portierung, also die Kündigung des alten Anschlusses mit beauftragt haben, sich um nichts kümmern müssen. Die Verträge werden im Auftrag des Kunden automatisch zum nächstmöglichen Zeitpunkt gekündigt und niemand zahlt doppelt. Dies erfolgt jedoch erst, wenn sichergestellt ist, dass der neue Glasfaseranschluss genutzt werden kann.
Wann dies so weit ist, ist eine weitere Frage, die vielen unter den Nägeln brennt. Ein Begriff, der dabei immer wieder fällt, ist „Backbone“. Unter einer Backbonetrasse versteht man die Hauptzuleitung, mit der die Glasfaseranbindung der einzelnen Haushalte erst möglich wird. Auf Anfrage teilte GVG mit, dass die Backbone im Oktober aktiviert werden soll. Damit wird ein wichtiger Schritt im Glasfaserausbau erreicht, denn dann können die ersten Hausanschlüsse hergestellt werden. Bis Ende Oktober sollen die ersten Kunden in Wölfersheim und Södel einen Anschluss erhalten. Ab diesem Zeitpunkt soll der Ausbau „unter Licht“ erfolgen. Kunden sollen damit schneller einen Glasfaseranschluss erhalten. Eine weitere Planung erstellt das Unternehmen derzeit in Absprache mit dem Bauunternehmen. In den nächsten Wochen möchte man ein Update zum weiteren Ausbau in den Ortsteilen veröffentlichen.
Da der Ausbau eigenwirtschaftlich über ein Unternehmen erfolgt, entstehen der Gemeinde dadurch auch keine direkten Kosten. Das ist vergleichbar mit dem Ausbau durch andere Unternehmen. Das Team der Bauverwaltung konzentriert sich darauf den Ausbau zu überwachen, damit Schäden an Straßen und Gehwegen vermieden bzw. wieder behoben werden. Die Gemeinde kann leider keine Fragen zu individuellen Anschlüssen oder Verträgen beantworten und bittet daher von Anrufen in der Verwaltung abzusehen. „Der Glasfaserausbau ist wichtig und hat eine hohe Bedeutung für die Bürgerinnen und Bürger. Die aktuelle Situation ist aber für alle Beteiligten nicht zufriedenstellend. Dass im Oktober erste Glasfaseranschlüsse hergestellt werden, ist zumindest ein Lichtblick,“ so Bürgermeister See.