Europa-Staatsminister Roth: Wölfersheimer Bürgerservice hat Vorbildcharakter
Die Gemeinde Wölfersheim wurde in den vergangenen Jahren mehrfach von neutraler Seite für ihren außergewöhnlichen Bürgerservice ausgezeichnet. So beispielsweise als erste Kommune im gesamten Gebiet der IHK Gießen-Friedberg als „ausgezeichneter Wohnort für Fach- und Führungskräfte“. Der Werkzeugkasten für Bürger, den man auf das Handy als so genannte „Gemeinde-App“ installieren kann, wurde im Rahmen des Wettbewerbes „Deutschland, Land der Ideen“ prämiert. Dieser besondere Service soll nun im Rahmen eines EU-Förderprogramms (LEADER-Programm) weiterentwickelt werden, um auch Vereinen die Möglichkeit zu geben, diese App zur Mitgliederwerbung und Vereinfachung der Vereinsarbeit zu nutzen. Es ist Wetterau-weit das erste Projekt, das in der neuen Förderperiode aus EU-Mitteln Gelder erhält. Der für Europa zuständige Staatsminister im Auswärtigen Amt, der Hesse Michael Roth, wollte sich diese kreative Idee daher nun persönlich ansehen und traf sich mit Wölfersheims Bürgermeister Rouven Kötter und dem Projektverantwortlichen Rathausmitarbeiter Sebastian Göbel.
In einer kurzen Präsentation ging Göbel auf die Funktionen der App ein. Besonders beliebt bei den Bürgern ist der Abfallkalender mit Erinnerungsfunktion. Gerade dieser erleichtere den Bürgern den Alltag. Wie Bürgermeister Kötter ergänzt lasse sich dadurch auch in der Verwaltung Arbeitszeit sparen. Neben einem Schadensmelder, mit dem man Schäden an öffentlichen Einrichtungen einfach melden kann, sind in der App auch aktuelle Nachrichten und Veranstaltungen zu finden. Beide werden ebenfalls aus dem System heraus aus der Homepage veröffentlich. Abgerundet wird das Angebot durch eine Karte mit hunderten Einträgen. So können sich beispielsweise auch die Wölfersheimer Gewerbetreibenden dort ihren Kunden präsentieren.
Mit dem Projekt Verein 3.0 möchte man das Angebot weiterentwickeln. Bis zum April soll das Grundsystem stehen, so dass die Vereine bereits Inhalte einpflegen können. Die Einbindung in die App und die Freischaltung des neuen Vereinsportals im Netz soll dann bis zum Herbst erfolgen. Eine Besonderheit des Projektes ist, dass die Finanzierung nicht alleine durch die Gemeinde erfolgt. Neben den Fördermitteln tragen die Vereine einen großen Anteil der Entwicklungskosten. Die Gemeinde betreut die Entwicklung und Abwicklung vollständig und trägt die späteren laufenden Kosten. „Das Projekt wird von vielen Schultern gestemmt, was eigentlich schon ein Versprechen für den Erfolg des neuen Systems ist. Durch die Unterstützung der Wölfersheimer Bürgerstiftung konnte der finanzielle Anteil der Vereine weiter reduziert werden. Aber auch die Gelder aus dem EU-Förderprogramm sind für die Umsetzung absolut hilfreich. Wenn wir uns weiterentwickeln und die Herausforderungen der Zukunft meistern wollen, dann muss man ab und an auch neue, kreative Wege gehen. Auch wenn der ein oder andere vielleicht den Kopf darüber schüttelt – wer in der Zukunft erfolgreich sein will, muss heute die Weichen dafür stellen“ so Bürgermeister Rouven Kötter. „Konkret bedeutet dies für uns: Wenn wir weiterhin ein erfolgreicher Wohn-, Schul- und Wirtschaftsstandort bleiben wollen, dann müssen wir uns jetzt darum kümmern, auch in Zukunft attraktiv für unsere Bürger zu sein. Wer sich auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruht, erlebt schnell ein böses Erwachen.“
Staatsminister Roth sieht in der App einen Service mit Vorbildcharakter: „Es ist beeindruckend, dass dieses innovative Konzept von Vereinen, Gemeinde, Bürgerstiftung und Gewerbetreibenden gemeinsam getragen wird. Es freut mich sehr, dass durch EU-Fördergeld ein solches Projekt mit Vorbildcharakter unterstützt werden kann.“ Roth erkundigte sich, ob andere Kommunen von der Vorarbeit der Gemeinde Wölfersheim profitieren könnten, oder ob jede Kommune bei einem solchen Vorhaben quasi „bei Null“ neu anfangen müsse.
Interesse an der Umsetzung einer eigenen App haben nach Angabe von Sebastian Göbel bisher einige andere Gemeinden gezeigt. Eine individuelle Entwicklung als eigene, neue App würde im Regelfall einen fünfstelligen Betrag verschlingen. Es besteht für andere Kommunen jedoch die Möglichkeit, die Wölfersheimer App für eigene Zwecke umprogrammieren zu lassen. „Dies kommt deutlich günstiger, so dass andere Städte und Gemeinden durchaus von unserer Idee profitieren können. Wir erhalten sehr viele Anfragen und unsere Entwickler haben bereits unzählige Angebote versendet.“ so Göbel. Eine dieser Kommunen ist Limeshain und der dortige Bürgermeister Adolf Ludwig will das Vorhaben noch in diesem Jahr umsetzen: „Die Wölfersheimer App hat uns überzeugt, ich habe sie selbst auf meinem Handy installiert und intensiv getestet. Daher haben wir die Mittel in den Haushaltsplan eingestellt und wollen die App noch in diesem Jahr für Limeshain programmieren lassen und unseren Bürgern kostenlos anbieten. Wir wollen in Limeshain mit der Zeit gehen und unseren Bürgern einen modernen Service anbieten.“
Staatsminister Roth zeigte sich von den kreativen und modernen Ideen der Gemeinde-Verantwortlichen in Wölfersheim beeindruckt und sagte auch weiterhin seine Unterstützung zu: „Solche Projekte sind enorm wichtig, um gerade in ländlichen Kommunen die kommenden Generationen in das Gemeindegeschehen einzubinden. Wölfersheim ist dabei auf einem richtigen Weg, den wir gerne auch in Zukunft unterstützend begleiten werden.“
Bildunterschrift: Die App begeistert (von rechts) Projektverantwortlicher Sebastian Göbel, Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl, Wölfersheims Bürgermeister Rouven Kötter, Staatsminister Michael Roth und Limeshains Bürgermeister Adolf Ludwig