Entwicklungskonzept für Wölfersheimer See: Natur und Mensch im Einklang
Seit 2007 ist die Gemeinde Wölfersheim Eigentümerin des Wölfersheimer Sees inklusive der angrenzenden Flächen. Zahlreiche Maßnahmen wurden seither bereits umgesetzt, um das Seegelände als Naherholungsgebiet für die Wölfersheimer Bürgerinnen und Bürger weiter zu entwickeln. Als jüngste Maßnahme konnte kürzlich die Fertigstellung des Rundweges um den See vermeldet werden. Der ehemalige Tagebau kann nun sicher und sauber auf einem asphaltierten Rundweg begangen werden. Als nächste Schritte sind noch in diesem Jahr die Eröffnung des historischen Energiepfades sowie die Umsetzung eines Verkehrskonzeptes angekündigt. Der historische Energiepfad wird in Zusammenarbeit mit dem Bergbauverein erstellt und von der Bürgerstiftung finanziell unterstützt. Er soll an die historische Entwicklung des Seegeländes erinnern und dauerhaft an die Kraftwerks- und Bergbautradition anknüpfen. Das Verkehrskonzept, das demnächst umgesetzt wird, sieht vor, dass möglichst viele Bereiche des asphaltierten Rundweges ausschließlich Fußgängern und Radfahrern vorbehalten bleiben. Die Strecken, welche für motorisierte Fahrzeuge zugänglich bleiben, sollen minimiert werden.
Die zukünftige Entwicklung des Wölfersheimer Sees bietet viel Raum für Phantasie und kreative Ideen. Es ist ein viel diskutiertes Thema innerhalb der Wölfersheimer Bevölkerung. Nun hat der Gemeindevorstand der Gemeinde Wölfersheim ein Gesamtentwicklungskonzept für den Wölfersheimer See vorgelegt. „Es ist das Ziel der Gemeinde, am Wölfersheimer See Naturschutz, Angelsport und Freizeitnutzung in Einklang zu bringen.“ erläutert Bürgermeister Rouven Kötter die Intention des Entwicklungskonzeptes. „Es handelt sich bei dem Gesamtentwicklungskonzept für den Wölfersheimer See um eine langfristige Zukunftsvision. Wir stecken damit den Rahmen für die künftige Entwicklung unserer Naherholungsperle ab. Viele kleinere Maßnahmen können kurzfristig umgesetzt werden. Die Realisierung zahlreicher anderer Ideen und Vorschläge hängt von der zukünftigen Finanzentwicklung sowie der Beteiligung privater Investoren ab.“
Die künftige Entwicklung des Wölfersheimer Sees folgt fünf wesentlichen Grundsätzen: Neben dem bereits erwähnten Gleichgewicht zwischen Naturschutz und Freizeitnutzung ist dies u.a. die Prämisse, dass Flächen im Bereich des Sees von der Gemeinde nicht veräußert werden. Es werden lediglich Pachtverträge geschlossen, um mögliche Projekte zu realisieren. Der dritte Grundsatz bezieht sich auf die Uferflächen. Diese sind von einer Verpachtung ausgeschlossen. Hiervon sind lediglich zwei kleinere Pachtflächen nicht betroffen, die bereits vom Angelsportverein Wölfersheim genutzt werden. Alle anderen Uferbereiche sollen für die Allgemeinheit zugänglich bleiben. Als vierter Grundsatz wird in dem Entwicklungskonzept festgelegt, dass der Rundweg um den See inklusive der Trampelpfade direkt am Ufer dauerhaft und ohne Einschränkung der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen soll. Letztlich hat die Gemeinde darauf zu achten, dass bei der Verpachtung von Flächen am See keine Exklusivbereiche geschaffen werden. Die Nutzung des Sees als Naherholungsgebiet muss auch in Zukunft allen Bürgern möglich sein.
Bürgermeister Kötter erläutert zu der umfangreichen Vorlage, dass der Wölfersheimer See eingebettet in einen Regionalpark „Wetterauer Seenplatte“ entwickelt werden soll. „Der Braunkohletagebau war nicht auf das Wölfersheimer Gemeindegebiet begrenzt. Zahlreiche weitere Seen in der Umgebung zeugen von der Bergbautradition unserer Region. An diese stolze Geschichte wollen wir anknüpfen und erinnern – am besten gemeinsam mit unseren benachbarten Kommunen in einem abgestimmten Gesamtkontext.“ so Kötter.
Der Schwerpunkt der künftigen Seenutzung liegt in der naturnahen Naherholung. Schon jetzt ist der Wölfersheimer See ein attraktives Naherholungsgebiet. Unter dem Schwerpunkt „Naturtourismus und Beobachtung“ soll künftig ein Augenmerk auf die vorhandene Natur und Kulturlandschaft gelegt werden, um Möglichkeiten der stillen Erholung und des Landschaftserlebnisses sowie der gezielten Tierbeobachtung zu schaffen. Für einen von Natur und Kulturlandschaft geprägten Planungsraum wie die Wetterauer Seenplatte bietet sich die Erschließung per Fahrrad an. Von daher soll im kommenden Jahr die Ausschilderung eines Fahrradweges „Wetterauer Seenplatte“ gemeinsam mit den beteiligten Kommunen umgesetzt werden. Unter dem Stichwort „Naherholung mit Bildungsauftrag“ soll noch in diesem Jahr der historische Rundweg errichtet und eingeweiht werden. Somit kann das Bergbauerbe dauerhaft bewahrt bleiben und auch kommenden Generationen „spazierend vermittelt werden“.
Erstmals hatte die Gemeinde bei diesem umfangreichen Projekt auch auf Bürgerbeteiligung per Internet gesetzt. Über die Beteiligungsplattform „Bürgerprojekt Wölfersheimer See“ hatten Bürgerinnen und Bürger über einen langen Zeitraum die Möglichkeit, ihre Anregungen und Wünsche anzubringen und zu diskutieren. Außerdem fand im vergangenen Jahr ein Bürgerforum zur Entwicklung des Wölfersheimer Sees statt, welches von der Wölfersheimer SPD veranstaltet wurde. Die Ergebnisse dieses Bürgerforums wurden Bürgermeister Rouven Kötter anschließend übergeben, mit der Bitte, diese möglichst in die Konzeption einfließen zu lassen. Bei allen Beteiligungsinstrumenten sowie im persönlichen Gespräch stand stets das Thema „Wasser“ im Mittelpunkt. Es besteht der massive Wunsch großer Teile der Bevölkerung, den Wölfersheimer See zum Baden freizugeben. Diesem Anliegen nachzukommen gestaltet sich jedoch nicht einfach, da der See als Durchlaufgewässer für das mechanisch, biologisch gereinigte Wasser der Kläranlage genutzt wird und die Wasserqualität nicht den gesetzlichen Vorgaben für ein Badegewässer genügt. Grundsätzlich gibt es dennoch verschiedene Möglichkeiten, dem Ansinnen einer großen Mehrheit der Bürger nach einer Schwimm- und Bademöglichkeit zu folgen. Ob diese umgesetzt werden können, hängt selbstverständlich von verschiedenen Faktoren, wie beispielsweise der Finanzierung oder auch der technischen Umsetzbarkeit, ab. Das Ziel, eine Badegelegenheit am Wölfersheimer See zu schaffen, ist jedoch Teil des Entwicklungskonzeptes.
Einmalig in seiner Art ist das noch im See vorhandene Fundament der Kühlwassersprühanlage. Das Entwicklungskonzept sieht vor, dieses Bauwerk in einem ersten Schritt nach einer statischen Überprüfung durch einen Pfad in Holzbauweise oder eine Schwimmsteganlage zu erschließen. Dies würde einen völlig neuen Blickwinkel auf die Landschaft des Sees ermöglichen und dabei gleichzeitig ein Stück Industriekultur erlebbar machen. Als langfristige Entwicklungsvision ist es vorstellbar, Teile des Fundaments durch einen Holzboden begehbar zu machen und für weitere Nutzungen zu erschließen. Da ein solches Vorhaben jedoch sehr kostenintensiv wäre, ist ein privater Investor zur Realisierung notwendig. Bis es eventuell so weit ist, wäre ein begehbarer Weg auf dem Fundament bereits eine echte Attraktion.
Wie bereits im vergangenen Jahr in der Presse berichtet, soll die Archäologielandschaft Wetterau durch ein erlebnispädagogisches Projekt bereichert werden. Die Freie Ritterschaft Friedberg e.V. hat sich mit einem Konzept unter dem Namen „Bau einer mittelalterlichen Motte in der Wetterau“ bei der Gemeinde Wölfersheim beworben. Ziel des Projekts ist die Errichtung einer gemeinnützig betriebenen und authentisch gebauten Turmhügelburg mit dazugehörigen Wirtschaftsgebäuden. Die gemeinnützige Nutzung des errichteten Freilichtmuseums soll sowohl touristischen wie auch kulturellen archäologischen und pädagogischen Zwecken dienen. Mit diesem Projekt soll die epochale Lücke zwischen der Saalburg und dem Hessenpark mitten in der Wetterau geschlossen werden.
Als weitere Bausteine des Entwicklungskonzeptes sind Wohnmobilstellplätze sowie der Ausbau der Sitzgelegenheiten am See, u.a. durch Tisch-Bank-Kombinationen und einen Unterstand im Grillbereich, vorgesehen. Darüber hinaus könnte ein Wassererlebnisspielplatz für Kinder gemeinsam mit Bewegungsgeräten für Erwachsene sowie einer Skateanlage die Flächen rund um den Hochseilgarten zu einem Mehrgenerationenareal entwickeln.
Ein wichtiger Punkt ist auch die Berücksichtigung des Angelsports am Wölfersheimer See. Der ASV Wölfersheim und Umgebung ist seit vielen Jahrzehnten Pächter der Fischereirechte. Der südliche Teil des Sees, dessen Uferbereiche vom befestigten Rundweg umgangen werden, kann für die Angelnutzung reserviert werden. Die restlichen Uferbereiche, gerade auch das Flachufer im nördlichen Teil hin zum Hochseilgarten, soll jedoch für die Allgemeinheit zugänglich sein. Angelnutzung wird hier zwar erlaubt, aber nicht vorrangig sein.
„Der Wölfersheimer See bietet eine große Chance zur Weiterentwicklung der Lebens- und Wohnqualität in unserer Gemeinde. Dass dieses Thema die Menschen bewegt, zeigte sich eindeutig anhand der zahlreichen Teilnahmen an den verschiedenen Beteiligungsinstrumenten.“ zieht Bürgermeister Kötter als Fazit. „Das nun eingebrachte Entwicklungskonzept stellt zwar eine umfassende Perspektive für den Wölfersheimer See dar, ist jedoch nur eine Momentaufnahme. Das Konzept sollte im Rahmen der Umsetzung der einzelnen Maßnahmen regelmäßig mit dem weiter entwickelten tatsächlichen Bedarf abgeglichen werden. Es ist selbstverständlich, dass die beschriebenen Entwicklungsmöglichkeiten nicht alle von jetzt auf gleich umgesetzt werden können. Vielmehr handelt es sich bei der Weiterentwicklung unseres Sees um eine Daueraufgabe, die sich meiner Überzeugung nach lohnen wird: Für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde und der gesamten Region wird sich der Wölfersheimer See als Naherholungsperle im Einklang mit der Natur direkt vor der eigenen Haustür präsentieren.“
Das erarbeitete Konzept wurde vom Gemeindevorstand an die Gemeindevertretung verwiesen. Dort wird Bürgermeister Kötter es in der nächsten Sitzung Ende Oktober einbringen und gleichzeitig beantragen, es aufgrund der weitreichenden Bedeutung und des umfangreichen Inhalts des Konzeptes im Ausschuss für Stadtplanung, Bauwesen, Landwirtschaft und Umwelt zu beraten. Es ist angedacht, zu dieser Ausschusssitzung auch Vertreter der Freien Ritterschaft Friedberg einzuladen, damit diese ihr Konzept dort vorstellen können. Nach den Beratungen in Ausschuss und Parlament könnte das Konzept dann Ende diesen, Anfang kommenden Jahres vom Parlament beschlossen werden.