Energiewende vor Ort
Die Umsetzung der Energiewende in Deutschland fordert neue Akteure, neue Kooperationen und regionales Engagement für dezentrale Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien.
All dies kommt hier und heute beim Spatenstich für eine der größten Freiflächen-Photovoltaikanlagen Hessens in Wölfersheim zusammen.
Akteure sind die Gemeinde Wölfersheim und der kommunale Energieversorger, die ovag Energie AG. „Eine gelungene Kooperation“, betont daher Wölfersheims Bürgermeister Rouven Kötter, „wir bringen die Flächen und unser Engagement, die ovag Energie AG das energiewirtschaftliche Know-how.“ Rainer Schwarz, Vorstand der ovag Energie AG, ergänzt: „Solarstrom wird zwar nicht das neue Rück-grat zukünftiger Stromversorgung, aber sie gehört zum neuen Strom-Mix einfach dazu. Deswegen engagieren wir uns auch hier.“
Auf dem rund 10 Hektar großen ehemaligen Kraftwerksgelände am Wölfersheimer See entsteht in den kommenden 7 Wochen eine Photovoltaikanlage mit einer installierten Leistung von rund 5 Megawatt. Erwartet wird von den Investoren ein jährlicher Stromertrag von rund 4,7 Mio. kWh, soviel, wie rund 1.330 Haushalte jährlich benötigen. Verbunden mit diesem regenerativ erzeugten Strom ist nicht nur die Schonung wertvoller fossiler Ressourcen, sondern auch ein ordentlicher Beitrag zum Klimaschutz: Über 3.000 Tonnen CO2-Emissionen aus der herkömmlichen Stromerzeugung werden dadurch Jahr für Jahr vermieden.
Das Großprojekt mit einem Investitionsvolumen von rund 7,5 Mio. € wird in einer neu gegründeten Gesellschaft, der „Wölfersheim-ovag Energie GmbH“ realisiert, an dem die Gemeinde Wölfersheim und die ovag Energie AG zu je 50% beteiligt sind. „Das ist das zweite Projekt dieser Art“, freut sich Dr. Hans-Peter Frank, Prokurist in der ovag Energie AG, dort zuständig für Energiehandel und Erzeu-gungsprojekte und jetzt neben Bürgermeister Rouven Kötter einer der beiden Geschäftsführer der Gesellschaft. „Bereits mit dem Solarpark in Linden haben wir sehr gute Erfahrungen bei der lokalen Kooperation mit der Standortgemeinde gemacht. Das bringt große Akzeptanz für diese Projekte, die ja immer auch einen Eingriff in das gewohnte Landschaftsbild bedeuten.“
Um die örtliche Bevölkerung noch besser einzubinden, werden die sich mit der Projektfinanzierung befassenden Banken (die Sparkasse Oberhessen und die Volksbank Mittelhessen) ab voraussichtlich Mitte September einen „Energiebrief“ mit einem Volumen von 1 Mio. € auflegen. Nähere Informationen hierzu werden noch bekanntgegeben. „Uns war besonders wichtig, dass nicht nur die Gemeinde als Gesellschafter, sondern auch unsere Bürgerinnen und Bürger von diesem Projekt profitieren können“, erläutert Kötter dieses Angebot. „Anschließend bedeutet der Solarpark nicht nur einen Gewinn für die Umwelt, sondern auch über 20 Jahre garantierte Einnahmen für die Gemeindekasse. Geld, das letzt-lich wieder unseren Bürgern zu Gute kommt, um beispielsweise die Kindergärten oder Feuerwehren zu finanzieren.
Rainer Schwarz stellt fest: „Der Solarpark Wölfersheim ist für uns einer der vielen Mosaiksteine, aus denen wir eine nachhaltige Stromversorgung in der Region und für die Region entwickeln.“ Ende des Monats kommt die dann fertig gestellte Biogasanlage - ebenfalls in Wölfersheim - dazu, im Herbst ein neuer Windpark in Ulrichstein. „So gewinnt das immer weiter wachsende Mosaikbild mehr und mehr an Kontur.“
Der Park soll bis zum 30.09.2012 fertiggestellt sein, damit die einkalkulierte EEG-Vergütung erzielt werden kann. Verantwortlich dafür, dass dies alles klappt, ist die Firma SunEnergy Europe GmbH aus Hamburg, die im Wettbewerb den Auftrag als Generalunternehmer gewonnen hat. Christian Rolle, Bauleiter vor Ort, weiß: „Das ist eine ordentliche Herausforderung. Rund 20.000 Module samt Träger-gestellen werden wir in dieser Zeitspanne installieren.“ Er ist jedoch sicher, dieses Projekt bewältigen zu können, kann die Firma doch auf eine große Projektexpertise in Deutschland und verschiedenen europäischen Staaten verweisen. Verbaut werden in diesem Projekt PV-Module des deutschen Unter-nehmens Schott Solar AG aus Mainz.
Landrat Joachim Arnold, ebenfalls zur Stelle beim ersten Spatenstich, ist stolz, dass die Verwaltung bei diesem Projekt, das auch baurechtlich einige Herausforderungen aufwies, so schnell und konstruk-tiv ihren Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten konnte.