Eine rockige Zeitreise in die 70er
Über 1000 Besucher waren in die Arena am Wölfersheimer See gekommen, um mit The Sweet eine fulminante Zeitreise in die 1970er Jahre zu erleben - und sie kamen voll auf ihre Kosten. Während sich die Arena so langsam füllte ging es auf der Bühne schon los.
Die Lokalmatadoren von Emerald Lies spielten eine halbe Stunde lang Eigenkompositionen, mal rockig, mal ganz ruhig. »Die Jungs wollen euch einheizen für Sweet«, sagte Bürgermeister Eike See in seiner kurzen Begrüßung.
Zum echten »Einheizen« waren der an die 1970er Jahre erinnernde »Sophisticated Krautrock« jedoch zu diffizil. Musikalisch jedoch waren die facettenreichen Kompositionen von Schlagzeuger und Sänger Claus D. Weber, den Gitarristen Thomas Küchenmeister und Burkhard Koch sowie Bassist Jörg Karl ein Hörgenuss.
Sechs Stücke spielte das Quartett, darunter »Lunar Escape«, das Weber 2009 zum 50. Jubiläum der Mondlandung geschrieben hat und »Mother Earth«, das den Raubbau unseres Planeten thematisiert - bereits Anfang der 90er geschrieben und doch topaktuell. Nach 30 Minuten verließen die vier sichtlich zufrieden und mit viel Beifall bedacht die Bühne, wohl wissend, »dass es für uns schon etwas ganz Besonderes war, als Vorband von The Sweet aufzutreten«, meinte »Sweet«-Fan Weber.
Dank der professionellen Technik und vielen Helfern dauerte der Umbau nur knappe 15 Minuten, bis wummernder Bass und mehrstimmiger Gesang aus den Lautsprechern den Sweet-Auftritt ankündigte.
Und die fünf gaben mit dem nur eingefleischten »Sweet«-Fans bekannten »Everybody wants a Piece of the Action« aus dem Jahre 1975 so etwas wie das Motto des 80-minütigen Auftritts vor. Action gab es da jede Menge, sowohl auf der Bühne, als auch bei den Besuchern, von denen die Ersten schon nach wenigen Songs stehend und klatschend mitsangen - immer wieder angetrieben von Sänger Paul Manzi, der seit vier Jahren Frontmann von Sweet ist. »Wir gehen zurück in die frühen, wunderschönen 70er Jahre« verkündete Manzi, der zu jener Zeit noch nicht geboren war, ebenso wie Tom Cory, der zwischen Gitarre und Keyboard wechselte und auch Produzent des neuen Sweet-Albums »Full circle, das demnächst erscheinen soll, fungiert Bassist Lee Small ist auch erst vor vier Jahren zu Sweet gekommen.
Dagegen ist Schlagzeuger Bruce Bisland schon seit 32 Jahren dabei. Und dann ist da noch »Mr. Sweet himself«: Leadgitarrist Andy Scott kam 1970 zu der zwei Jahre zuvor gegründeten Band. Und mit seinen 74 Jahren ist Scott noch immer dabei und für die Sweet-Fans das Idol schlechthin.
Wegen Covid im Krankenhaus
Was viele Besucher nicht wussten, erzählte Scott kurz vor dem Ende des Konzerts: »Drei von uns hatten gerade Covid, ich war im Krankenhaus, es ging mir - na ja.« Nach sechs Wochen war das Gastspiel in Wölfersheim der erste Auftritt von Sweet nach der Covid-Zwangspause. Die fünf jedenfalls spielten genau das, was die Besucher hören wollten, von »Teenage Rampage« über »Love is like Oxygen« bis hin zu »Hell Racer« einem Medley mit Hits wie »Little Willy« oder »Wig Wam Bam«.
Als sich die fünf schließlich mit »Fox on the run« zunächst von den jubelnden Fans verabschiedeten, war allen klar: »Da fehlen noch zwei Hits«. Und die wurden in der Zugabe zelebriert. Eine Sirene heulte aus dem Off, als das Quintett auf die Bühne zurückkam, um mit »Block Buster« die Fans auf »Ballroom Blitz« einzustimmen, dem Sweet-Klassiker schlechthin.
Da wurde lautstark mitgesungen und die Musiker auf der Bühne gaben noch einmal alles, von Scotts letzten, vehementen Gitarrensolo über ein kurzes Solo von Schlagzeuger Bisland bis hin zu Sänger Paul Manzi, der Besucher in der ersten Reihe abklatschte und im Stil von Freddy Mercury den Mikroständer durch die Luft wirbelte um mit einem hohen Sprung die Show endgültig zu beenden.
Glücklich und zufrieden waren die Musiker dann hinter der Bühne und sicher ebenso die Besucher, die sich beseelt auf den Heimweg machten.