Ein Blick in das Wohnbacher Wahrzeichen
Die Augen der Besucher des alten Wohnbacher Rathauses waren groß, als diese am vergangenen Freitag erstmals die Möglichkeit hatten, sich das sanierte Wahrzeichen von Wohnbach von innen anzusehen. Die Gemeinde hatte zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. „Das ist aber schick geworden“, „Das hätte ich dem alten Gebäude gar nicht zugetraut“ oder einfach nur „Stark, sieht klasse aus“ waren oft zu hörende Kommentare zu der umfangreichen Sanierung. Bürgermeister Rouven Kötter und Bauabteilungsleiter Thomas Größer standen den Besuchern für Fragen zur Verfügung.
Im Jahr 1665 wurde das historische Rathaus errichtet. So steht es auch auf dem Querbalken zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss: „Anno 1665 den 13. Juni ist dieser Bau erhoben und std in Gottes Hand, Gott bewahre in vor Wasser Wind und Brand mit all seinem Umstand wer recht duhet ward von uns belobet.“ Über die Jahrhunderte veränderte sich das ursprüngliche Fachwerkhaus. 1909 fand die Feuerwehr im Erdgeschoss ein Zuhause. Um die Tore für Fahrzeuge anzubringen, mussten Streben herausgenommen werden. Die Statik änderte sich dadurch, und der gesamte Bau verschob sich. Bei Renovierungsarbeiten wurde das Gebäude mit Winden wieder gerichtet. Nach der Einweihung des neuen Wohnbacher Rathauses stand das Gebäude weitgehend leer. Das Rote Kreuz nutzte es als Garage.
Im Zuge des aktuell durchgeführten Dorferneuerungsprogramms suchte die Gemeinde Wölfersheim gemeinsam mit den Wohnbacher Bürgern nach einer sinnvollen Nutzung. „Das historische Rathaus von Wohnbach verfallen zu lassen, war keine Option für uns. Das Gebäude ist dafür zu schön und auch zu bedeutend!“ betonte Bürgermeister Rouven Kötter. Die Anregungen verschiedener Vereine und Gruppen wurden bei der Planung berücksichtigt. Um das Gebäude optimal nutzen zu können, war ein Anbau erforderlich, in dem der Treppenaufgang und die sanitären Einrichtungen untergebracht wurde. Auf den jeweils knapp 70 Quadratmeter großen Flächen beider Stockwerke des ursprünglichen Gebäudes kann dadurch ein Treffpunkt für Vereine und Bürger entstehen. Auch für kleinere Familienfeiern kann das Gebäude gut genutzt werden. Zudem können sich Paare künftig im historischen Ambiente trauen lassen. Bürgermeister Kötter erinnerte in seiner kurzen Begrüßung an die vielfältige Nutzung in der Vergangenheit. „Ich bin mir sicher, dass das historische Rathaus auch in Zukunft wieder mit Leben gefüllt wird. Ich danke allen, die sich eingebracht und unterstützt haben, insbesondere den Mitgliedern des Arbeitskreises Dorfentwicklung. Die Wohnbacher haben allen Grund stolz auf ihr historisches Schmuckstück zu sein.“ so Kötter.
Auch Landrat Joachim Arnold, der als Bürgermeister die Umnutzung auf den Weg gebracht hatte, war zur Einweihung gekommen. Am Rande seiner Rede erwähnte er einen interessanten historischen Aspekt - den kleinen Glockenturm. In früheren Zeiten hat die Bürgermeisterei damit alle Bürger zusammen gerufen, um Neuigkeiten zu verkünden. Der Wunsch, wieder eine Glocke zu montieren, war Teil der zahlreichen Gespräche nach der Begrüßung. Für Gesprächsstoff sorgte auch der Brunnen, der bis zu offiziellen Einweihung montiert werden soll. „Der etwas modernere Brunnen auf der Weed ist nicht bei allen Bürgern gut angekommen.“ erläuterte Kötter hierzu diplomatisch. „Die diesbezüglichen Rückmeldungen nehmen wir selbstverständlich ernst. Wir werden daher die Gestaltung des Brunnens am alten Rathaus überdenken und gemeinsam mit dem Arbeitskreis neu besprechen. Vielleicht lässt sich ein historisch anmutender Brunnen realisieren, der besser zum Rathaus passt.“ Bis zur Eröffnung sind außerdem noch Feinheiten wie die Möblierung zu erledigen.
Die Wohnbacher Landfrauen sorgten beim Tag der offenen Tür für die Bewirtung der Gäste. Die selbst gebackenen Kuchen und die belegten Brötchen aus der örtlichen Metzgerei fanden reißenden Absatz. Bei einer Tasse Kaffee konnte man sich historische Bilder des Gebäudes und alte Postkarten anschauen und dabei die Phantasie gewähren lassen hinsichtlich der künftigen Nutzungsmöglichkeiten. Noch spannender waren allerdings die alten Geschichten der Wohnbacher zu ihrem Rathaus, auf das sie gewiss stolz sein können.