Brief des Bürgermeisters an alle Bürgerinnen und Bürger
Wie viele Flüchtlinge sind da, wie viele kommen noch?
Momentan sind in der Gemeinde Wölfersheim insgesamt 80 Flüchtlinge in Gebäuden der Gemeinde und des Wetteraukreises untergebracht. Sie wundern sich über diese Zahl, waren Ihnen doch bislang nur ein paar wenige aufgefallen? Das liegt an unserem Unterbringungskonzept: Wir verteilen die uns zugewiesenen Flüchtlinge auf verschiedene Immobilien und versuchen dabei auch, alle Ortsteile zu berücksichtigen. Dadurch entstehen bei uns kein „Ghetto“ und kein „Brennpunkt“. Für den Rest des Jahres wurden uns vom Wetteraukreis weitere 41 Flüchtlinge angekündigt, die dann noch unterzubringen sind. Für 2016 liegen uns noch keine Zahlen vor. Ich gehe allerdings davon aus, dass es ähnlich weitergeht, wie in diesem Jahr.
Wo sind und werden diese untergebracht?
Die Gemeinde Wölfersheim verfügt über zahlreiche Häuser und Wohnungen in allen Ortsteilen. Während andere Kommunen in den vergangenen Jahrzehnten ihre Immobilien veräußerten, haben wir in unsere Immobilien investiert, weitere angekauft und gebaut. Das zahlt sich heute aus. Bislang mussten wir keine Häuser oder Wohnungen anmieten, sondern konnten alle Flüchtlinge in eigenen Räumlichkeiten unterbringen. Auch für Wölfersheimer Bürger, die auf preisgünstigen Wohnraum angewiesen sind, werden wir weiterhin Wohnungen anbieten und ausbauen.
Wer zahlt diese Investitionen?
Im Sommer haben wir das Programm „soziale Verantwortung“ zur Schaffung von Wohnraum für die Wölfersheimer Bevölkerung und die ankommenden Flüchtlinge beschlossen. Wir haben darüber hinaus in der letzten Sitzung der Gemeindevertretung den Kauf eines weiteren Hauses im Ortsteil Södel beschlossen. Außerdem prüfen wir die Möglichkeit, kurzfristig weitere Wohnhäuser zu bauen und vorhandene Immobilien durch Umbauten noch effektiver zu nutzen. Andere Maßnahmen konnten bereits abgeschlossen werden oder sind gerade in der Umsetzung, wie die Schaffung neuer Wohnungen im Gebäude des Bauhofes, dem vorgezogenen Ausbau des ersten Stockwerks im Bahnhof Wölfersheim-Södel sowie der Umbau des ehemaligen Kindergartens in Berstadt. Alles sinnvolle und nachhaltige Investitionen, die auch finanziell solide durchgerechnet sind. Wir bekommen seitens des Wetteraukreises Geld für die Unterbringung der Flüchtlinge. Dieses Geld nutzen wir lieber, um Kredite für neue Häuser abzubezahlen, als Miete an Dritte zu zahlen. Das lohnt sich langfristig: Wir schaffen aktuell viele neue Wohnungen, die wir zunächst den Flüchtlingen zur Verfügung stellen, die wir aber anschließend als Mietwohnungen auf dem Wohnungsmarkt anbieten können. Wölfersheim wird infrastrukturell gestärkt aus der momentanen Herausforderung hervorgehen.
Wir kommen mit den uns zur Verfügung stehenden Finanzmitteln gut aus. Wir haben wegen der Aufgabe der Flüchtlingsunterbringung keine geplanten Investitionen gestoppt oder verschoben und keine Leistungen für Bürger oder Vereine eingeschränkt.
Werden auch unsere Sporthallen bald mit Flüchtlingen belegt?
Basierend auf den aktuell vorliegenden Zahlen bin ich mir sicher, dass wir keine unserer Hallen zur Flüchtlingsunterbringung schließen werden. Für alle Zeiten ausschließen kann das jedoch niemand, denn keiner weiß, wie die Flüchtlingszahlen sich entwickeln. Klar ist: Bevor ich irgendeine Halle schließen lasse und unsere Vereine ausquartiere, werde ich alle anderen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausreizen. Die Bürgerhäuser in den Ortsteilen sind der Kern unserer Ortsgemeinschaften und Heimat für ehrenamtliches Engagement, Kultur und Sport. Die Schließung von Hallen zur Unterbringung von Flüchtlingen darf nur das allerletzte Mittel sein. Die Vereine und alle anderen Bürger haben mein Wort: Ich werde dafür kämpfen, eine Schließung unserer Hallen zu verhindern!
Wer betreut die Flüchtlinge eigentlich?
Die Betreuung der Flüchtlinge ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die in Wölfersheim von vielen Schultern getragen wird. Im Rathaus liegt die Koordination beim Hauptamtsleiter Markus Herrmann, der dabei von unserer Kollegin Martina Schmitt sowie vielen anderen Mitarbeitern aus Verwaltung und Bauhof unterstützt wird.
Es gibt drei Gremien, die sich permanent mit der Betreuung und Unterbringung der Flüchtlinge beschäftigen: Eine Arbeitsgruppe im Rathaus, eine Steuerungsgruppe, die aus Verwaltung, Kirchenvertretern und Ehrenamtlichen besteht und der runde Tisch „Willkommen in Wölfersheim“. Hier finden sich zahlreiche Menschen zusammen, die helfen möchten und dies auf unterschiedliche Art und Weise tun. Ohne dieses breite Engagement wäre die aktuelle Situation kaum zu meistern. Allen, die sich hier einbringen, spreche ich meinen Respekt und Dank aus! Weitere Helfer sind übrigens herzlich willkommen.
Auch der Wetteraukreis leistet seinen Beitrag und beteiligt sich über das Rote Kreuz mit einer Betreuerin. An dieser Stelle möchte ich die Zusammenarbeit mit dem Wetteraukreis lobend erwähnen. Auch für den Kreis ist diese Situation eine besondere Herausforderung, die die handelnden Personen und Organisationen an ihre Grenzen bringt. Die Zusammenarbeit zwischen Gemeinde Wölfersheim und dem Wetteraukreis ist trotz dieser Rahmenbedingungen vorbildlich.
Wie geht es weiter?
Ich weiß nicht, wie die aktuelle Entwicklung weitergeht. Niemand kann das sagen. Bekommt Deutschland im europäischen und internationalen Verbund diese Situation in den Griff? Ich bin überzeugter Optimist und glaube fest daran, dass dies möglich ist. Aber sicher sagen kann ich es nicht. Was ich jedoch aus voller Überzeugung und mit absoluter Sicherheit sagen kann:
Wenn eine Gemeinde die ihr übertragene Aufgabe der Flüchtlingsunterbringung bewältigen kann, dann sind wir das!
Wölfersheimer sein heißt, in jeder Krise eine Chance zu sehen! Wir haben die Chance, durch die gesetzliche Aufgabe der Flüchtlingsunterbringung für folgende Generationen Wohnraum zu schaffen, ohne dafür Schulden aufzubauen. Diese Möglichkeit werden wir nutzen.
Es gibt genügend Gründe, sich international und national Sorgen zu machen. Lokal gibt es dazu keinen Grund. Ich versichere Ihnen, dass ich als Bürgermeister alles tun werde, um die anstehenden Herausforderungen gemeinsam mit vielen engagierten Menschen so zu bewältigen, dass unsere Ortsgemeinschaft keine unangemessenen Einschränkungen erdulden muss.