Bioabfall auf dem Prüfstand
Ohrenbetäubend ist das Knacken und Knistern aus dem Schredder, in dem Zweige und Äste zerkleinert werden, während in einer Ecke ein riesiger Haufen aus Bioabfällen seinen Geruch verströmt. Birgit Simon, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit bei der Abfallwirtschaft Wetterau, steht früh am Morgen mit orangener Leuchtweste und Mundschutz in der Anlieferungs- und Aufbereitungshalle des Humus- und Erdenwerkes und wartet auf das nächste Müllfahrzeug. Um ihren Hals hat sie eine Kamera, in den Händen hält sie eine Liste, auf der die Kommunen aus der Wetterau aufgeführt sind.
Bio-Tüten unerwünscht
Zwei Wochen lang wird sie den Müll der ankommenden Müllwagen überprüfen und bewerten. Ihr Auftrag ist es, die Qualität des Bioabfalls aller Städte und Gemeinden im Wetteraukreis zu erfassen. Sieht ein Haufen besonders bunt aus, stecken in ihm auffällig viele Plastiktüten oder Verpackungen, erhält die Stadt oder Gemeinde schlechte Noten. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um herkömmliches Plastik oder um biologisch abbaubare Tüten handelt. Dr. Jürgen Roth, Betriebsleiter der Abfallwirtschaft Wetterau, erklärt: „In unserer Anlage verweilt der Kompost nur zehn Wochen. Bis dahin sind Biokunststoffe nicht abgebaut.“ Biokunststoffe müssten deshalb ebenso aufwändig aussortiert werden wie andere Fremdstoffe.
Ist der Abfall überwiegend grün, paniert mit Zeitungspapier und Küchenabfällen, sind die Noten entsprechend gut. Roth hatte in den vergangenen Monaten eine deutliche Verschlechterung der Qualität der Bioabfälle wahrgenommen und die jetzt laufende Aktion initiiert.
Das Prozedere in der Anlieferungshalle des Humus- und Erdenwerkes ist fast immer das gleiche: Ein Laster kommt und kippt seinen Bioabfall ab. Simon zählt die Plastiktüten und trägt die Zahlen in eine Tabelle ein. Anschließend notiert sie Besonderheiten und macht Fotos. Dann wird der Abfall mit einem Bagger in den Zerkleinerer zur weiteren Verarbeitung gekippt. Mit dem gerade ankommenden Bioabfall ist die Abfall-Expertin zufrieden: „Ich habe 35 Plastiktüten gezählt, und das bei einer Ladung von 10 Tonnen - das ist in Ordnung.“ Bei der vorigen Fracht seien es 114 Tüten gewesen.
Die Alternative: Zeitungspapier
Simon empfiehlt, Bioabfall in Papiertüten zu sammeln oder einfach in Zeitungspapier zu wickeln. Papier zersetze sich schnell und störe nicht in der Verarbeitung.
Nach der Auswertung der Daten will die Abfallwirtschaft Wetterau Kontakt mit den Kommunen aufnehmen, in denen Verbesserungsbedarf besteht, und weitere Schritte besprechen. Geschäftsführer Roth plant, in den betroffenen Städten eine Kontrolle aller Biotonnen vorzunehmen. Er betont, „die Bürger müssen lernen, ihre Bioabfälle nicht in Plastiktüten oder sogenannte Öko-Tüten zu geben. Sie sind im Glauben, einen positiven Beitrag zur Getrenntsammlung zu leisten, das ist aber leider nicht der Fall.“
Info: Vom Bioabfall zur Blumenerde – die Abfallwirtschaft Wetterau bietet eine kostenlose Führung im Humus- und Erdenwerk Ilbenstadt an. Näheres dazu unter der Telefonnummer: 06031/90 66 38