Andy Ost begeistert bei Kleinkunstwoche
Am Sonntagabend war der gebürtige Hanauer zu Gast bei der dritten Wölfersheimer Kleinkunstwoche in der voll besetzten Mehrzweckhalle. „Kleinkunst ist etwas ganz Besonderes“, meinte Bürgermeister Eike See in seiner Begrüßung und bezeichnete das in der Mainzer Fassenacht groß gewordene Allround-Talent als „Mordskerl.“
Dass er genau das ist und dazu mit seiner Vielfalt eine Besonderheit in der Kabarettwelt darstellt, zeigt der gelernte Verkehrspilot in seinem aktuellen Best-off-Programm mit dem passenden Titel „Best Ost“. „Ich will Euch heute in meine Welt von Comedy und Musik einführen“, versprach der 44-Jährige den Besuchern zum Auftakt seiner Show, die vor Vielfalt geradezu so strotzte.
Das war ganz nach dem Geschmack des begeisterten Publikums, das oft aus dem Lachen nicht herauskam und mit spontanen Lachern und Zurufen sogar Ost aus dem Konzept brachte. Es spricht für den Hessen, dass er selbst diese kleinen „Aussetzer“ nutzte, um für noch mehr Begeisterung zu sorgen. „Auf sie hier vorne war ich nicht vorbereitet“, meinte er zu einem tränen lachenden Besucher in der ersten Reihe, um ein anderes Mal zu bekennen: „Ich bin jetzt hier komplett raus.“
Als einstiger Fastnachter, der durch seine Auftritte in der Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ bekannt wurde, ist es für Ost ein Leichtes, auf jede noch so kleine Reaktion einzugehen, aber auch durch Fragen den Kontakt mit den Besuchern zu suchen.
„Wer wurde heute mitgeschleppt oder hat die Karten zu Weihnachten geschenkt bekommen?“ fragt Ost, der schon 2005 den Deutschen Rock- und Pop-Preis in mehreren Kategorien erhielt. Er mischt seine Geschichten aus seinem ganz normalen Leben immer wieder mit Songs, die jeder kennt, allerdings mit etwas veränderten Texten.
Ob am Keyboard oder mit der Gitarre, Ost ist immer für eine Überraschung gut. So singt er zum wegen dem Bahnstreik abgesagten Besuch seiner Schwiegermutter: „Ein schöner Tag.“ Locker verbindet er ganz unterschiedliche Themen miteinander.
Zur Rückkehr von Toni Kroos in die Nationalmannschaft stellt er fest: „Der hat schon gespielt, da war Helmut Kohl noch Bundeskanzler“. Es sind diese Übertreibungen, die immer wieder Lachsalven erzeugen, wie das Fazit aus seiner Selbstfindungsphase: „Man braucht Konzepte, wie man sich in einem indischen Kloster selbst findet, wenn man sich in der Wetterau verloren hat.“
Vom „Schnupperkurs Blähungen als Botschaft“ findet er locker die Verbindung zu Herbert Grönemeyers: „Sie mag Musik nur, wenn sie Kraut ist“. Da tobt der Saal, zumal Ost bei seinen Parodien von Udo Lindenberg über Peter Maffay bis Karl Lauterbach gnadenlos überzieht.
Ost erzählt von seiner Kindheit, freut sich, dass die Feier zu seinem 40. Geburtstag wegen der Pandemie ausgefallen ist, natürlich gespickt mit kuriosen Beobachtungen und Geschichten. Sein Versuch parallel mit Horst Lichter zu kochen, seine Erfahrungen als Vater oder seine Erlebnisse bei der Gartenarbeit gehören dazu und Howard Carpendale singt: „Dann mäh doch.“
Doch Ost kann auch ganz anders: Als Singer-Songwriter hat er wunderschöne Balladen geschrieben, wie „Teil des Ganzen“ oder „Schatten“. Da wird Ost ernst, erzählt, dass er 2011 nach einer Erkrankung nicht mehr als Verkehrspilot fliegen durfte und erst einmal nicht wusste, wie es mit ihm weiter gehen wird.
Zum Finale läuft er mit seinen modernen Versionen von Kinderliedern noch einmal zur Höchstform auf, was zu lauten Zugaberufen führt. „Ich hätt‘ ja sowieso noch was gespielt“, meint Ost und hat ein besonderes Lob für die Macher der Kleinkunstwoche parat: „Ihr lebt Kleinkunst.“
Und dann bekommen auch die Besucher noch ein Lob: „Ihr habt mir eure Zeit geschenkt“, er macht eine Pause und fügt hinzu: „und Euren Eintritt. Achtet auf euer Herz.“ Genau das ist Andy Ost: Ein Mordskerl voller Überraschungen.