Jüdische Geschichte - Das Gebetshaus
Weder ein Mikwe (Judenbad), noch eine Thoraschule sind für Wölfersheim belegt. Angaben über einen Gebetsraum der jüdischen Gemeinde in der Hauptstraße 53 sind nicht urkundlich fassbar, aber durch Auskunft von Jonan Rossman, USA, gesichert. Beträume wurden in privaten Wohnhäusern eingerichtet. Die jüdische Gemeinde in Wölfersheim erreichte nie eine besondere Größe, allerdings waren die jüdischen Familien zumindest im 19. Jahrhundert sehr kinderreich. Im Jahre 1444 wird "Jakob der iod" erstmals erwähnt. Es ist der erste Nachweis eines hier wohnenden Juden. Zu den Ortsprivilegien gehörte das Wohnrecht für Juden, die überall in dem Flecken wohnen durften. Es gab also keine Judengasse. Sogar Landbesitz war ihnen möglich. Dagegen wurden sie bei Verstößen mit einer christlichen Kirchenstrafe belegt. Besonders häufig traf es den Juden Leikisch in der Zeit um 1750. Im 19. Jahrhundert gingen ortsansässige Juden und Christen nach Paris als Straßenkehrer. Auch wanderten viele aus nach Amerika. Manche Juden ließen sich taufen und wurden Christen. Viele hiesige Juden heirateten um 1830 - 1850 Frauen aus dem Raum Biedenkopf. Der Zuzug der meist armen Juden führte dazu, dass man den Schwarzen Turm durch einen Fachwerkvorbau erweiterte und dort Armenwohnungen einrichtete. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts machte sich zunehmend ein politischer Antisemitismus breit, z.B. in der Boeckelbewegung. Der Wölfersheimer Reichstagsabgeordneter Dorsch vertrat mit seiner Partei, der Christlich Nationalen Landvolkbewegung, ebenfalls solche Thesen. [Eugen Rieß]